Das Portfolio managen
(Ein Überblick zu Schritt 6)
Sie sind fast am Ziel! In den bisherigen Kapiteln haben Sie wesentliches über die verschiedenen Anlageklassen und Märkte kennen gelernt, Sie haben Ihre persönliche Anlagestrategie entwickelt und sich Ihr persönliches Portfolio aufgebaut. Glückwunsch! Sie sind weiter, als die meisten anderen Anleger. Bleibt ein letzter Schritt: das Portfolio über viele Jahre mit ruhiger Hand führen.
Eine Anlagestrategie umzusetzen und die Marktrendite auch tatsächlich einzufahren erfordert Disziplin, viel Disziplin. Über viele Jahre muss der eingeschlagene Weg, Ihre persönliche Strategie, konsequent durchhalten werden. Bedenken Sie: Märkte gehen nur mittelfristig in eine bestimmte Richtung; kurzfristig, kann es ganz anders aussehen – trotz aller Bemühungen, das Portfolio exzellent zu diversifizieren. Durststrecken, in denen es nicht so gut aussieht, sind geradezu zwangsläufig. Wichtig wird sein, dass man diese Durststrecken durchsteht, Rückschläge aussitzt. Denn geradezu fatal wäre es, wenn Sie an einem Tiefpunkt der Mut verlässt, und Sie zu Tiefstpreisen Ihre Positionen auflösen.
- Anlageerfolg hat nur derjenige, der seine Strategie über viele Jahre konsequent umsetzt.
Es bleibt eine letzte Herausforderung: das eigene Handeln an Ihre Strategie anzupassen. Es gilt, Gewohnheiten selbstkritisch zu überprüfen, ggf. abzustellen und sich im Sinne Ihrer Strategie Routinen zuzulegen, auch, um psychologische Fallen konsequent zu überwinden.
Der amerikanische Bestseller-Autor und Finanzberater Eric Edelmann hat für sein Buch ‚Oridnary People, Extraordinary Wealth’ das Erfolgsgeheimnis von 5000 Millionären untersucht und dabei festgestellt, dass sie sich im Durchschnitt nur 6 Minuten täglich mit ihren persönlichen Finanzen beschäftigen. Millionäre verschwenden also keine Zeit mit dem lesen von Börsentickern, Analystenberichten, Anlage-Tipps, Newsletters oder dem interpretieren von Kurscharts. Sie konzentrieren sich auf das, was in ihrem Leben wirklich wichtig ist.
Wir alle haben im Leben besseres zu tun, als unser Vermögen zu managen und in ständiger Sorge um unsere Ersparnisse zu verharren.
- Effiziente Portfolios-ohne-Wetten brauchen nicht mehr als 4 Stunden Ihrer Aufmerksamkeit pro Jahr!
Mehr Zeit sollten Sie auf keinen Fall aufwenden; mehr wäre schädlich – gerade auch für Ihren Anlageerfolg. Nach einiger Übung werden Sie entspannt und mit ruhiger Hand Ihr Portfolio in die Zukunft führen. Was jetzt noch zu tun ist:
Ihr Portfolio konsequent auf Kurs halten
Sobald ein Portfolio eingerichtet ist, beginnt die Preisentwicklung an den Märkten die Gewichte der Anlagen zu verschieben. Dies ist erwünscht, genau deshalb haben Sie ja diversifiziert. Manche Anlage wird im Wert stark steigen, andere weniger stark steigen oder gar im Wert fallen. Mit dem Rebalancing stellen Sie die Zielallocation Ihrer Strategie wieder her, indem Sie Wertpapiere, die stark gestiegen sind, anteilig verkaufen, und Papiere nachkaufen, die zurückgeblieben sind. Wer dies ein Mal jährlich zu einem festen Termin macht (Zeitbedarf ca. 1,5 Stunden), dürfte mit dem Portfolio bereits sehr gut unterwegs sein.
Doch das Rebalancing hält nicht nur das Rendite-Risikoprofil des Depots nahe an Ihrer Strategie, es hat selber einen positiven Renditebeitrag. Indem Sie Anlagen verkaufen, die in der Vergangenheit ‚gut gelaufen’ sind, und Anlagen nachkaufen, die sich weniger gut oder gar schlecht entwickelt haben, handeln Sie implizit gegen die Mehrheit der anderen Anleger (bekannt als Contrarien-Strategie). Eine häufig genannte Voraussetzung für Anlageerfolg. Man kann es auch anders ausdrücken: ‚Handle wie ein guter Kaufmann: kaufe billig, verkaufe teuer’. Übertreibungen an den Märkten wird so frühzeitig entgegengewirkt. Wer es genauer wissen will, kann sich hier in die Feinheiten des Rebalancing vertiefen.
- Durch diszipliniertes, jährliches Rebalancing halten Sie Ihr Depot auf Kurs und steigern die Rendite nach dem Prinzip ‚billig kaufen, teuer verkaufen’.
Außer dem regelmäßigen Rebalancing gibt es nur ganz wenige Gründe, die überhaupt ein Handeln erfordern, und zwar:
- Wenn es Gründe gibt, Ihre Strategie anzupassen.Sie merken beispielsweise, dass Sie Ihre Risikotoleranz falsch eingeschätzt haben; Sie möchten das Risiko reduzieren, oder sind bereit, das Risiko zu Gunsten einer höheren Renditechance zu erhöhen. Oder Ihr Anlagehorizont hat sich verändert; er ist vielleicht länger geworden, weil beispielsweise ein Immobiliendarlehen nun aus anderen Quellen getilgt werden kann (gestiegenem Arbeitseinkommen, Erbschaft etc.), oder kürzer geworden (Arbeitslosigkeit…). In einem solchen Fall passt man zuerst die Strategie an, anschießend das Portfolio.
- Wenn sich Ihr Anlagehorizont dem Ende nähert. Nun gilt es, das Risiko, gerade auch aus einem risikotoleranten Portfolio, sukzessive zu reduzieren. Es werden schwankungsintensivere Anlagen wie Aktien sukzessive in wertstabilere Anlagen wie Anleihen umgeschichtet. Das erreichte Vermögen soll nicht mehr dadurch in Gefahr geraten, dass Aktienmärkte am Ende des Anlagehorizontes ‚zufällig’ zu Tiefstwerten notieren.
Portfolio beobachten – aber nicht zu häufig
Wer zudem quartalsweise die Gesamt-Performance seines Portfolios beobachten möchte (oder ein wertmäßiges Rebalancing verfolgt), wendet hierfür jeweils max. 45 Minuten auf.
Dabei sollte Sie beachten:
- Nur die Summe zählt! – Menschen tendieren dazu, die Performance der Einzeltitel genau zu beobachten (bekannt als mental accounting) – und daraus ggf. die falschen Schlüsse zu ziehen. Durch diversifizieren haben Sie das Portfolio hinsichtlich der Entwicklung der Gesamtsumme optimiert – nicht hinsichtlich jeder einzelnen Anlage. Durch neutrale oder gar negative Korrelationen haben Sie dafür gesorgt, dass nicht alle Papiere gleichzeitig ‚Gewinner’ sind. Jedes gut strukturierte Portfolio zeigt immer auch ‚Verlierer’. Es gilt: Die Mischung macht’s.
- Nicht so oft hinsehen – denn wer oft hinsieht, sieht häufig Tage mit Verlusten. Es ist nun einmal so: alle Überschussrenditen entstehen an nur ganz wenigen Tagen. Und wer häufig Verluste sieht, sieht sich ggf. zum Handeln genötigt. Ein quartalsweises beobachten reicht völlig; wer es schafft, nur jährlich hinzusehen – bestens! Sie haben ja schließlich einen langfristigen Anlagehorizont. Den Wert Ihres Hauses lassen Sie ja auch nicht alle 3 Monate ermitteln.
Verführer ignorieren! Abstellen! – Alles was Sie auf Abwege bringen könnte, ausblenden!
Wir haben im ersten Schritt hinreichend belegt, dass es sich nicht lohnt, die Berichterstattung in den Medien und Profi-Tipps für Anlageentscheidungen zu nutzen: Keiner weiß, wie die Zukunft aussieht - aber alle wollen Ihnen etwas verkaufen. An einem effizienten Portfolio-ohne-Wetten kann die Branche nicht mehr viel verdienen. Erwarten Sie daher nicht zu viel Zuspruch für Ihre Strategie. Rechnen Sie eher mit dem Gegenteil: man wird Misstrauen gegen Ihre eigene Strategie schüren, Zweifel verstärken, Sie mit ‚noch besseren Produkten’ ködern. Seien Sie sich sicher: Alle wollen nur Ihr Bestes – Ihr Geld!
'Sorgen Sie sich nicht um die Märkte, sorgen Sie sich um Ihre Disziplin, Ihrer gewählten Strategie zu folgen.' In der Wissenschaft hat sich für das Trommeln der Medien der Begriff 'Noise' (Lärm) etabliert. Wer sich davon verführen lässt, ist ein 'Noise Trader'. 'Noise Trader' erzielen schlechte Ergebnisse. Also: schalten Sie den Lärm ab! Genießen Sie die Stille! Keinen Nachrichtenkanal mehr, keinen Börsenticker, das Börsenmagazin und der Newsletter – abbestellt, Nachrichten sieht man nur noch, weil man wissen will, was in der Welt passiert – nicht der Anlageentscheidung wegen.
Stattdessen 1 Mal wöchentlich eine gute Zeitung mit Hintergrundberichten, und ab und zu ein gutes Buch…(gerne auch ein gutes finanzwissenschaftliches Buch – eine Liste mit unseren Buchtipps).
Vertrauen Sie Ihrem Portfolio-ohne-Wetten, welches Sie nach wissenschaftlichen, empirisch abgesicherten Grundsätzen erstellt haben. Das Trommelfeuer der Medien und die Tipps der Branche zu ignorieren, ist nicht nur gut für Ihren Anlageerfolg, - sondern auch ein echter Gewinn an Lebensqualität.
Der Vertrag mit sich selber
Ein Vertrag mit sich selber, in dem Sie die Eckpunkte Ihrer Strategie festschreiben, kann Ihnen helfen, auch in einigen Jahren noch diszipliniert an Ihrem effizienten Portfolio-ohne-Wetten festzuhalten (hier geht’s zum ‚Mustervertrag’).
Bleibt ein letzter, und gerade durch die Erfahrungen der letzten Dekade besonders wichtiger Punkt:
Was mache ich mit meinem effizienten Portfolio-ohne-Wetten im Crash?
Dieser wichtigen Frage haben wir noch mal ein eigenes Kapitel gewidmet.
Sollten Sie nach der Lektüre unserer Informationen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen wollen, dürften Sie mit einem kompetenten Honorarberater am besten fahren. Der kostet zwar jede Stunde sein Geld, dürfte sich aber schnell bezahlt machen: da er ausschließlich von Ihnen bezahlt wird, dürften Sie von Ihm die neutralste Beratung erwarten. Sicher kann er Sie auch darin unterstützen, alle sonstigen Kosten, offene und verdeckte Gebühren und Provisionen zu minimieren.
Soweit das Konzept von 'Geld-anlegen-ohne-Wetten'. In sechs Schritten haben wir gezeigt, dass erfolgreiches Geld anlegen vorallem eines ist: einfach und entspannt.
Hier haben Sie noch die Gelegenheit einzelne Aspekte aus Schritt 6 - 'Das Portfolio managen' zu vertiefen. Lesen Sie dazu auf der nächsten Ebene:
Rebalancing - so halten Sie Ihr Portfolio auf Kurs und erzielen eine Extra-Rendite.
Beobachten - aber nicht zu häufig!
Was tun im Crash? - Effiziente Portfolios-ohne-Wetten im Crash.