Das investierbare Vermögen
– Sich eine finanzielle Basis schaffen
Sie haben ein Ziel definiert, einen Lebenstraum gefunden, den Sie sich unbedingt erfüllen wollen? Gut! Sie wissen, wie hoch Ihr Kapitalstock zu einem zukünftigen Zeitpunkt x sein muss, um sich Ihren Traum zu erfüllen? Sehr gut! Dann beginnen Sie jetzt, sich eine finanzielle Basis zu schaffen, ein Vermögen zu bilden, welches Sie investieren können. Später wird ihnen dann der Zinseszinseffekt helfen, aus einem kleinen Vermögen ein größeres oder sogar großes Vermögen zu machen.
Ohne Sparen geht es nicht – meistens jedenfalls
Ohne Sparen geht es nicht – meistens jedenfalls. Nur die wenigsten dürften die Aussicht auf eine Erbschaft oder das Glück eines Lottogewinns haben. Zusätzlich sollte man bedenken: selbst bei 10% Zins wird aus 1.- Euro innerhalb eines Jahres gerade mal 1,10 Euro – das Vermögen wächst um 10 Cent. Jeder gesparte Euro lässt den Kapitalstock aber um 100 Cent wachsen.
Doch Sparen bedeutet Verzicht: heute auf Konsum verzichten, um in naher oder fernerer Zukunft sich mehr leisten zu können.
Nur wer erkannt hat, was ihm selber wichtig ist, wird überhaupt motiviert sparen können. Wem nicht bewusst ist, dass es ihm viel mehr bedeutet, mit 60 Jahren in Rente zu gehen, als heute ein noch größeres Auto zu fahren, wird das größere Auto fahren, und irgendwann feststellen, dass er sich einen Ruhestand mit 60 nie wird leisten können. Im Kapitel ‚Wozu? Und: wie viel ist genug?’ sollten Sie für sich ein Lebensziel gefunden haben, für dass es sich lohnt, heute auf Konsum zu verzichten.
Es gibt also eine gewisse Notwendigkeit seine Finanzen zu planen und bewusst zu entscheiden, was für den heutigen Lebensstil aufgewendet wird und welche Beträge für ein zukünftiges Lebensziel zur Seite gelegt werden.
Wer nicht 15% des Einkommens sparen kann, gibt zu viel aus
Die Professoren Ibbotson (2007) legen in einer umfangreichen Studie eine Sparquote von ca. 15% des Bruttoeinkommens nahe (ebenso Walsh (2003)), um eine auskömmliche Versorgung im Alter abzusichern. Wer bereits vor dem 35 Lebensjahr mit der Vorsorge beginnt, kommt mit einer etwas geringeren Rate aus. Wer erst später beginnt oder über ein höheres Einkommen verfügt, sollte sogar etwas mehr als 15% sparen, um für das Alter ausreichend vorzusorgen. Eine höhere Sparquote wird auch derjenige anstreben, der seine finanzielle Unabhängigkeit plant bzw. sich früher aus dem Erwerbsleben zurückziehen möchte.
Die Ergebnisse dieser Studie sind zwar vor dem Hintergrund des amerikanischen Renten- und Sozialsystems berechnet worden; erste überschlägige Berechnungen zeigen aber, dass man bei einer Berechnung für Deutschland zu durchaus ähnlichen Ergebnissen kommt.
Wichtig ist dabei, regelmäßig Sparbeträge den Rücklagen zuzuführen. Sparraten, die man einmal verpasst hat, lassen sich zukünftig nur schwer nachholen. Am besten richten Sie einen Dauerauftrag ein, der nach Eingang des Gehaltes den monatlichen Sparbetrag gleich auf ein Sparkonto abbucht. Von dort können Sie in regelmäßigen Abständen Käufe zu Gunsten des Depots veranlassen. Oder Sie schließen gleich einen fondsgebundenen Sparvertrag ab. Viele Banken bieten heute einen solchen Sparplan an.
Ggf. kann auch das Weihnachtsgeld oder die leistungsabhängige Vergütung (Bonus) komplett dem Sparkapital zugeführt werden. Wie auch immer: erfolgreiches Management der eigenen Finanzen beginnt damit, den Lebensstandard langsamer steigen zu lassen, als das Einkommen.
Exkurs
Strategien, den finanziellen Spielraum zu erweitern
Ausgaben nur für das, was wirklich wichtig ist.
Interessanter Weise führt ein höheres Einkommen nicht notwendiger Weise zu einer höheren Sparleistung. Selbst Angestellte mit hohem Nettoeinkommen berichten davon, dass sie regelmäßig mehr ausgeben, als sie verdienen.
Machen Sie sich eine Liste aller monatlichen Ausgaben (Haushaltsbuch). Ergänzen Sie auch die jährlich anfallenden Ausgaben, z.B. für Versicherungen. Dann überprüfen Sie, was wirklich erforderlich ist. Zu viel wird zu leicht als unverzichtbar erklärt. Auf was würden Sie verzichten, wenn Ihr Gehalt ab morgen 20% geringer wäre? Welche Ausgabe ist erst in den letzten Jahren dazugekommen? Erinnern Sie sich: noch vor wenigen Jahren sind Sie vielleicht mit deutlich weniger im Monat ausgekommen. Und: haben Sie sich als Student mit vielleicht DM 800.- im Monat nicht weitestgehend finanziell unabhängig fühlen können? Heute sind daraus oft Zahlungsverpflichtungen in Höhe mehrerer tausend Euro im Monat geworden, für die Hypothek, Kranken- und Sozialversicherungen, oft mehrer Autos in der Familie, Mobiltelefone, diverse Zeitschriften-Abonnements, Highspeed Internet, PayTV, der Sportclub, das Fitnessstudio, Hobbies, Musikunterricht, Urlaube… .
Wir haben bereits gesehen, dass dies zunächst einmal eine Frage der eigenen Unabhängigkeit ist; möglichst unabhängig von dem Maßstab seines Umfeldes, der Peer-Group, zu erkennen, was einem selber wirklich wichtig ist. Seine eigenen Wünsche und Prioritäten genauer zu kennen, hilft nun beim Sparen.
Übrigens: bei der Ausbildung Ihrer Kinder sollten Sie zuletzt sparen. ‚Investitionen’ in die Bildung bringen immer noch die höchste Rendite (OECD Studie).
Hedonistische Arbitrage – live and spend smart!
Der Hedonist strebt danach, sein Glücksempfinden durch Vergnügen und Genuss zu steigern. Bei der hedonistischen Arbitrage geht es also nicht um Verzicht. Im Gegenteil. Es geht darum zu genießen, sich schöne Dinge zu gönnen. Es geht aber auch darum, kritisch zu hinterfragen, ob sich ein gleiches Glücksgefühl nicht mit einem geringeren finanziellen Aufwand erzielen lässt. Die hedonistische Arbitrage eröffnet Spielräume seine finanziellen Mittel effizienter einzusetzen und Geld zu sparen.
Viele kleine und große Freuden sind schon für wenige 100.- Euro erreichbar. Ein Fallschirmsprung, mit einem Segelflugzeug Loopings fliegen, mit dem ‚Renn-Taxi’ um die Nordschleife, den Jacobsweg wandern etc.. Mal ganz abgesehen davon, dass viele der schönsten Dinge im Leben sowieso gänzlich kostenlos sind. Man kann so durchaus ein erfülltes, angeregtes Leben führen, reich an Vergnügungen, Erlebnissen und Erfahrungen - mit relativ bescheidenem, finanziellem Aufwand.
Sobald man weiß, was einen wirklich glücklich macht, kann man sich fragen, wie man die Wünsche am günstigsten befriedigt: muss ich das Eigenheim besitzen, oder reicht es, es zu mieten? Muss ich wirklich zu meinem Glück ein Auto der Luxusklasse fahren, oder reicht auch eine Mittelklasse? Muss ich ein Cabrio als Zweitwagen haben, oder leihe ich mir eines für eine Spritztour an den wenigen Wochenenden mit Sonnenschein? Muss ich das Segelboot, das Ferienhaus, den Oldtimer etc. besitzen, oder reicht es mir, wenn ich bei Bedarf miete? Ich kann im Urlaub in Luxushotels absteigen, oder ein Wohnmobil mieten (finden die Kids sowieso cooler), oder meine Wohnung bzw. Haus mit anderen tauschen (Haustausch), und auf diesem Wege zudem viel intensiver in eine andere Kultur eintauchen. Bedenken Sie grundsätzlich, was Eigentum alles nach sich zieht und wie sehr Eigentum auch belastet. Wer ein Haus, ein Ferienhaus oder ein Boot besitzt, der weiß, wovon hier die Rede ist. Die Glücksforschung weiß seit langem: Erleben ist wichtiger als Besitzen!
Es geht somit darum, Gewohnheiten zu hinterfragen und zu erkennen, was das tatsächliche Bedürfnis ist. Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, den günstigsten Weg zu finden um dieses Bedürfnis zu befriedigen. Und mit etwas Phantasie werden Sie noch ganz andere, weniger kostspielige Vergnügungen entdecken, die ein Highlight in Ihrem Leben werden können, an das Sie noch viele Jahre voll Freude zurückdenken werden. Eben: Erleben zählt, nicht Besitzen.
Mehr Netto vom Brutto – Auch so fördert der Staat
Jenseits von Riester und Rührup können Sie mit Hilfe von stattlicher Förderung schneller an ein investierbares Vermögen kommen. Und das geht so:
Sie investieren in ein wirtschaftlich sinnvolles Projekt, welches gleichzeitig hohe Abschreibungen ermöglicht. Die Abschreibungen führen in der Regel in den Anfangsjahren zu Verlusten, die die Steuerlast Ihres Einkommens reduziert. Die steuerlichen Erstattungsbeträge kumulieren sich über die Jahre zu einem stattlichen investierbaren Vermögen.
Solche Gelegenheiten bieten sich häufiger, als Sie jetzt vielleicht denken. Investitionen in eine denkmalgeschützte Immobilie werden seit Jahren besonders gefördert. Sogar Eigentümer, die die Immobilie anschließend selber nutzen, können von Abschreibungen profitieren: 90% der Sanierungskosten können verteilt über 10 Jahre geltend gemacht werden. Kapitalanleger, die die denkmalgeschützte Immobilie vermieten, können 100% der Sanierungskosten über 12 Jahre abschreiben: in den ersten 8 Jahren jeweils 9%, in den verbleibenden 4 Jahren jeweils 7 Prozent. Ist das sanierungsbedürftige Denkmal günstig erworben worden, sind Sanierungskosten von 80 Prozent der gesamten Kaufsumme durchaus realistisch. Wer beispielsweise eine Eigentumswohnung in einem Baudenkmal für € 250.000.- kauft, kann, den Spitzensteuersatz von 45% unterstellt, in den kommenden 12 Jahren mit Steuererstattungen von ca. € 90.000.- rechnen. Wer vermietet, kann außerdem die Kreditzinsen und weitere Kosten steuermindernd geltend machen. Dadurch halbieren sich nahezu die Kreditzinsen nach Steuern. Derzeit (Mitte 2012) dürften die Kredit-Zinsen nach Steuern sogar unterhalb der Inflationsrate liegen. Besonders erfreulich: oft helfen die Banken mit einer großzügigen Finanzierung, - eine entsprechende Bonität vorausgesetzt.
Ein weiteres Beispiel: Der Boom bei Solaranlagen und Windparks ist durch eine noch bessere Förderung zu erklären. Es wurden nicht nur hohe Abschreibungen in den Anfangsjahren eingeräumt, sondern zusätzlich noch die Einnahmen abgesichert: durch eine garantierte Einspeisevergütung und eine Abnahmengarantie.
Wichtig allerdings ist, dass das jeweilige Projekt auch sonst wirtschaftlich sinnvoll ist. Dies ist oft gar nicht so einfach zu erkennen. Denn gerade wenn massiv gefördert wird, entstehen Verzerrungen an den Märkten, die einen später einholen können. Durch die ‚Sonder-AfA Ost’ sind nach der Wiedervereinigung im Osten Deutschlands so viele Immobilien (luxus-)saniert worden, dass ein Überangebot die Preise später hat zusammenbrechen lassen. Durch die Förderung der alternativen Energien ist ein Boom ausgelöst worden, der seit 2011 ebenso eine Korrektur durchläuft. Wer von solchen Modellen gebrauch macht, sollte daher immer einen ‚Plan B’ haben: was, wenn das Einkommen doch wegfallen sollte (Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit, Tot…)? Wenn die Kreditzinsen nach der Festzinsphase stark steigen sollten? Wenn sich die erwarteten Mieteinnahmen nicht erzielen lassen? Wenn ein Überangebot die Preise verfallen lässt? Was, wenn der Staat es sich plötzlich anders überlegt und die Förderung kürzt oder streicht, ggf. sogar rückwirkend? ... Diese Überlegungen sollen Sie nicht abschrecken. Es empfiehlt sich aber, alternative Entwicklungen in Erwägung zu ziehen, zu berechnen, aufzuschreiben, und ggf. heute bereits Vorkehrungen zu treffen. Dann den ‚Plan B’ in einen Umschlag und ab in die Schublade. So weiß man im Fall der Fälle genau, was zu tun ist. Was gewissenhaft adressiert ist, wird einen deutlich weniger beunruhigen.
Doch zurück zu dem investierbaren Vermögen, weshalb wir diese Investitionen und Fördermodelle ja überhaupt erst in Betracht gezogen haben: Die steuerlichen Erstattungen werden natürlich der finanziellen Basis zugeführt, also gespart und anlegt. Denn irgendwann wird man dieses Geld brauchen, um die Hypothek bzw. den Bankkredit zu tilgen,- oder sich seinen Lebenstraum zu erfüllen.
Literaturhinweise
Ibbotson, R., Xiong, J., Kreitler, R.P., Kreitler, Ch. F., Chen, P., 2007, National Savings Rate Guidelines for Individuals, Journal of Financial Planning, April.
Walsh, T. G., 2003, How Much Should a Person Save for Retirement?, November.