Fehler erkennen, Fehler abstellen
(Ein Überblick zu Schritt 1)
Warum Sie heute Rendite verschenken oder unnötige Risiken eingehen
Private Selbstanleger erzielen in der Regel kein gutes Anlageergebnis. Zu diesem Ergebnis kommen Studien, die die Wertentwicklung realer Depots auswerten. Teilweise fehlt schlicht das Wissen. Häufiger dürften es aber psychologische Fallen sein, die den privaten Anleger Rendite kosten oder ihn unangemessene Risiken eingehen lassen. Der Forschungszweig der Behavioral Finance hat bereits dutzende Muster irrationalen Verhaltens nachgewiesen, denen Anleger regelmäßig erliegen. Die wichtigsten psychologischen Fallen stellen wir ausführlich vor. Diese psychologischen Fallen systematisch zu meiden ist ein erster, wichtiger Schritt zu einer besseren Geldanlage.
- Nur wer diszipliniert und nach abgesicherten Erkenntnissen handelt, vermeidet die typischen Fehler privater Anleger.
Diesen psychologischen Fallen können sich auch professionelle Vermögensverwalter kaum entziehen. Professionelle Vermögensverwalter erzielen zwar bessere Ergebnisse als Privatanleger, aber ca. Dreiviertel aller Fonds schneiden regelmäßig schlechter ab, als der Marktdurchschnitt. Ihnen gelingt es mehrheitlich nicht ein Anlageergebnis zu erzielen, welches ihre eigenen Kosten (über-) kompensiert.
Der US-Professor Michael Jensen hatte bereits 1968 auf dieses Phänomen hingewiesen. Seitdem gibt es ungezählte Studien zur Wertentwicklung von Fonds, die diese Erkenntnis bestätigen. Auch für Deutschland werden regelmäßig Studien* veröffentlicht, die die Performance der Fonds im Vergleich zur Marktentwicklung messen: Kaum ein aktiver Fondsmanager schafft einen Mehrwert für den Anleger.
Nun würde es ja ausreichen, genau dem Vermögensverwalter sein Geld anzuvertrauen, der in der kommenden Periode ein exzellentes Ergebnis erzielen wird. Leider gibt es nur keinerlei Anhaltspunkt, wer dies wohl sein wird. Gerade diejenigen, die in der Vergangenheit ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielt haben, tun dies in der Zukunft eher nicht mehr. Auch dieses Phänomen ist hinreichend untersucht. Den Blick auf die ‚Hitlisten’ der Fonds kann man sich somit getrost sparen.
Generell gilt:
- Kein Anleger kann mittelfristig eine höhere Rendite erwarten, als die durchschnittliche Rendite des Marktes - abzüglich der Kosten.
Wenn ein solches Phänomen über mehr als vier Jahrzehnte beobachtet werden kann, dann muss man Ursachen vermuten, die im System selber begründet liegen. Man muss nicht einmal die Kapitalmarkttheorie oder die Verhaltensökonomie (Behavioral Finance) bemühen. Schon eine recht einfache Betrachtung zeigt, dass kein Anleger erwarten kann, dauerhaft besser zu sein als der Marktdurchschnitt. Denn es gilt: in der Summe sind alle Anleger selber der Markt. Im Vergleich zum Durchschnitt können nur 50% besser sein, und 50% müssen ein schlechteres Anlageergebnis erzielen. Denn genau so ist der Durchschnitt definiert. Ein Beispiel: auch wenn sich 80% der Autofahrer als ‚überdurchschnittlich gute Autofahrer’ einschätzen, so können nur max. 50% eine zutreffende Einschätzung abgegeben haben. Wenn also 100% der Fondsmanager und Vermögensverwalter anstreben, ihren Vergleichsindex zu schlagen, wissen Sie schon heute, dass die Hälfte scheitern muss. Man kann auch sagen: Jeder Überrendite, die ein Marktteilnehmer im Vergleich zum Durchschnitt zu erzielen vermag, steht eine entsprechende Minderrendite eines anderen Teilnehmers gegenüber. Die Summe aus Überrenditen und Minderrenditen gegenüber dem Durchschnitt, der Marktrendite, ist Null, ein Nullsummenspiel. Reduziert man die erzielten Renditen noch um die Kosten des aktiven Vermögensmanagements, so sinkt die Rendite der meisten Fonds unter die Durchschnittsrendite des Marktes.
Auch das sollten Sie sich bewußt machen: um ‚den Markt zu schlagen’ (und somit die Gebühren zu rechtfertigen) spekulieren Finanz-Profis auf eine bestimmte zukünftige Entwicklung, sie gehen ‚Wetten’ ein, sie 'zocken' mit ihrem Geld. Doch die Zukunft ist ungewiss. Für jeden! Manchmal gehen die Wetten auf, manchmal nicht. Auf Sicht gleichen sich Wett-Gewinne und Wett-Verluste aus. Es bleibt die durchschnittliche Rendite des Marktes, abzüglich der teilweise erheblichen Kosten des aktiven Vermögensmanagements. Auch das sagen die oben genannten Zahlen. Es gibt ihn ganz offensichtlich nicht: den Vermögensverwalter, der Jahr für Jahr die zukünftige Entwicklung besser vorhersagt, als fast alle seiner Kollegen.
- ‚Wetten’ loht sich nicht. Erst recht lohnt es sich nicht, teure Profis zu engagieren, damit diese für einen auf die Zukunft ‚wetten’.
- Kosten minimieren ist daher ein ganz wesentlicher Schritt zum Anlageerfolg; eine der wenigen Größen, die der Anleger selber beeinflussen kann.
Trotz der vielfach bestätigten Erkenntnis, dass aktive Fondsmanager den Markt nicht nachhaltig schlagen, legen deutsche Anleger rund € 730 Mrd. (!) in aktiv gemanagten Fonds an und pumpen so jedes Jahr Gebühren von geschätzten € 10 Mrd. (!) in eine Branche ohne Mehrwert. ‚Wer das macht, was die Mehrheit macht, bekommt das, was die Mehrheit bekommt: einen schlecht bezahlten Job, ein Leben in Angst vor Arbeitslosigkeit, und eine Rente knapp über dem Existenzminimum.’ AnlegerCampus Wer sein Geld zu 2% geringeren Kosten anlegt (und das sollte für viele Anleger erreichbar sein), der hat Jahr für Jahr 2 Prozentpunkte mehr Rendite. Bedenken Sie: die langfristige reale Rendite (Rendite nach Inflation) von Anleihen beträgt nur ca. 1%, die von Aktien nur ca. 3% - vor Steuern! Wenn Sie jetzt noch Jahr für Jahr 1-3% Gebühren an Banken und Fonds- bzw. Vermögensverwalter bezahlen, schwindet die Kaufkraft Ihres Vermögens mit jedem Tag. Alle verdienen an Ihnen: die Banken, die Fondmanager, die Vermögensverwalter, die Börsen, der Staat…. Nur Sie, der Sie als Einziger das Risiko Ihrer Anlagen tragen, für Sie sieht es in der Regel ziemlich schlecht aus.
Sie halten dies für Schwarzmalerei? Die TER (Total Expense Ratio; offizielle Kostenquote) der Fonds betrug in 2011 im Schnit 1,4%, Tendenz steigend - und es gibt zahlreiche offene und versteckte Kosten, die Ihnen darüber hinaus belastet werden.
Einerseits keine systematischen Überrenditen, andererseits die Kosten des aktiven Managements; die Verbraucherzentrale NRW bringt es auf den Punkt und meint:
’Einen guten Fond erkennt man an seinen geringen Gebühren’.**
Die geringsten Gebühren verursacht ein gut strukturiertes Depot aus Indexfonds, heute beispielsweise in Form von ETFs.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen bereits eine grundsätzliche Entscheidung nahe legen: Wenn Sie auch nach Schritt 1 noch der Meinung sind, dass man die zukünftige Entwicklung vorhersehen kann,... - dann sollten Sie hier abbrechen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Jagd nach außerordentlichen Renditen.
Wenn Sie aber zu dem Ergebnis gekommen sind, dass 'Wetten' sich nicht lohnen, weil die Zukunft unsicher ist, dann erfahren Sie in Schritt 2, wie man Geld 'unter Unsicherheit' am besten anlegt.
Den Überblick von 'Geld-anlegen-ohne-Wetten' fortsetzen und gleich zum …
Überblick von Schritt 2 - ,Das ABC erfolgreicher Geldanlage'
Oder einzelne Aspekte erfolgreichen Geld anlegens aus Schritt 1 vertiefen? Dann lesen Sie hier auf der nächsten Ebene:
Private Anleger machen häufig Fehler
Investmentfonds sind Ihr Geld nicht Wert
Warum Asset-Manager den Markt nicht schlagen
Behavioral Finance - die 12 wichtigsten psychologischen Fallen
* Studien werden beispielsweise von der Gesellschaft Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zusammen mit dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) vorgelegt.
**Verbraucherzentrale NRW, Internet, gesehen am 5. Feb 2011