Ihre Anlagestrategie
– Fügen wir die Dinge zusammen.
Dem Wunsch nach ‚maximaler’ Rendite steht das Bedürfnis nach Sicherheit entgegen, - bei dem einen Anleger mehr, beim anderen weniger. Zentraler Punkt jeder Anlagestrategie ist es, einen geeigneten Kompromiss zu finden zwischen dem individuellen Wunsch nach Rendite einerseits und dem individuellen Bedarf an Sicherheit andererseits (als Risiko wird hier ausschließlich das Risiko von Wertschwankungen verstanden). Wie hoch der Anteil schwankungsintensiverer Anlagen maximal sein darf, ist durch zwei Faktoren beschreibbar: dem Anlagehorizont und der Risikotoleranz – was wir in den vorangegangen Kapiteln bereits gezeigt haben. Fügen wir die Dinge nun zusammen.
Präzise formuliert geht es darum, den Anteil von Anlagen mit typischerweise schwankungsintensiverer und schwankungsärmerer Entwicklung der Renditen (vgl. Kapitel ‚Charakter der Anlagen’) zu bestimmen. Schwankungsintensive Anlagen als risikobehaftet bzw. riskant zu bezeichnen und schwankungsärmere Anlagen als risikoarm oder gar ‚sicher’ zu bezeichnen ist zwar eine weit verbreitete, aber nicht unproblematische Vereinfachung. Sie unterstellt implizit einen kurzen Anlagehorizont und unterschlägt andere mit der Anlage möglicherweise verbundenen, ggf. viel bedeutsameren Risiken (vgl. Kapitel ‚Über Risiko’). Aktien und Anleihen wiederum stehen nur exemplarisch für die jeweiligen Kategorien. Gelegentlich verzichten auch wir auf die korrekte, aber etwas sperrige Bezeichnung und sprechen schlicht von riskanteren Anlagen bzw. Aktien und risikoarmen, sichereren Anlagen bzw. Anleihen.
Der Anteil risikobehafteter Anlagen je nach Anlagehorizont (kurz)
Risikobehaftete Anlagen, insbesondere Aktien, können kurzfristig deutlichen Wertschwankungen unterliegen. Je länger aber Aktien gehalten werden, umso mehr nähert sich die erzielte Rendite dem langfristigen (positiven) Mittelwert an.
Für Sie bedeutet das: wer sein Geld die nächsten 10 Jahre nicht benötigt, kann mit einem höheren Anteil risikobehafteter Papiere, und damit mit einer voraussichtlich höheren Rendite, planen. Wer sein Geld in 2 Jahren benötigt, sollte mit einem geringeren Aktienanteil planen, um sich nicht gezwungen zu sehen, im Falle eines Bärenmarktes den größten Teil seiner Positionen zu Niedrigstpreisen aufzulösen. (mehr)
Der Anteil risikobehafteter Anlagen je nach Risikotoleranz (kurz)
Darüber hinaus kann die Risikotoleranz den Spielraum für risikobehaftete, renditestärkere Anlagen weiter einschränkt. Die maximale Wertschwankung des Gesamtvermögens, welche Sie gerade noch tolerieren können, setzt hier die Obergrenze. Denn derjenige, der in einer Krise ‚die Nerven verliert’ und frustriert zu Niedrigstkursen verkauft, dürfte das schlechteste Anlageergebnis erzielen. (mehr)
Ihre persönliche Depotstruktur
– Ihr persönlicher Mix aus risikobehafteten und risikoarmen Anlagen
Bauen wir es zusammen: Kombiniert die beiden Tabellen der Kapitel ‚Anlagehorizont’ und ‚Risikotoleranz’ erhält man einen Anhaltspunkt um den maximalen Anteil an risikobehafteten Anlagen (z.B. Aktien) im Portfolio zu bestimmen:
Anlagehorizont in Jahren | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10+ |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Maximal tolerierbarer Verlust (%) | 0 | 5 | 10 | 15 | 20 | 25 | 30 | 35 | 35 | 35 |
Max. Anteil Aktien (%) | 10 | 20 | 30 | 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | 80 | 80 |
Vorgehensweise:
Man markiert in den Zeilen ‚Anlagehorizont’ und ‚Maximal tolerierbarer Verlust’ seinen persönlichen Wert. Unterhalb des Wertes, welcher in der Tabelle am weitesten links steht, findet man seinen maximalen Aktienanteil.
Lese-Beispiel:
1. ‚Gelb’ hat einen Anlagehorizont von 6 Jahren und meint maximal 10% Wertverlust im Jahr tolerieren zu können; der Aktienanteil sollte dem Modell nach 30% nicht übersteigen.
2. ‚Blau’ hat einen Anlagehorizont von 4 Jahren, ist sich aber sicher, auch einen Wertverlust von 30% verschmerzen zu können; der maximaler Anteil an Aktien sollte dem Modell nach 40% nicht übersteigen.
Diese Werte können nur grobe Näherungen sein. Individuelle Unterschiede können auch eine ganz andere Vorgehensweise nahelegen. Wer einen kurzen Anlagehorizont von beispielsweise weniger als 3 Jahren hat und zudem einen nominalen Verlust am Ende des Anlagehorizontes ausschließen möchte, zum Beispiel weil er den Anlagebetrag benötigt um einen Kredit zu tilgen, der sollte überlegen auf Aktien vollständig zu verzichten oder Aktien nur in ganz geringem Umfang beizumischen, wie wir im Kapitel Risikomanagement durch Anlagekongruenz gesehen haben.
Hier geht's weiter zu Schritt 4 'Ihr Portfolio strukturieren' - zunächst mit dem Überblick:
Schritt 4: Ihr Portfolio strukturieren - ein Überblick
Oder Sie verzichten auf den Überblick und lesen gleich weiter im ersten Kapitel von Schritt 4:
Welche Anlageklassen? Und: wie viele verschiedene?
Literaturhinweise
siehe Kapitel 'Anlagehorizont' und 'Risikotoleranz'