Asset Allocation –
Das macht die Vermögensanlage so einfach!
Die Asset Allocation entscheidet über den Anlageerfolg – und zwar nahezu ausschließlich. Da sie zudem noch recht einfach umzusetzen ist, haben private Selbstanleger gute Chancen ein besseres Anlageergebnis zu erzielen, selbst als die meisten Finanzprofis.
Was bezeichnet die Asset Allocation?
Die Asset Allocation beschäftigt sich mit der Frage, wie bestimmte Anlagen (Assets) nach Art und Menge in optimaler Form miteinander kombiniert werden sollten. Die Aufteilung soll dabei im Wesentlichen der Zielsetzung, dem Anlagehorizont und der Risikotoleranz des Anlegers entsprechen (vgl. Huber, 2003).
Assets können sowohl einzelne Objekte wie eine Aktie, eine Anleihe, eine Immobilie oder Geldmarkttitel sein, als auch zusammengefasste Gruppen dieser Anlageobjekte (nach Ländern, Branchen, Segmente, Kategorien etc.), wie sie beispielsweise in Indizes abgebildet werden.
Die Bedeutung der Asset Allocation
Die Rendite eines Portfolios an Vermögenswerten entsteht aus drei Quellen:
1) der Renditeentwicklung der jeweiligen Anlagenklasse (Marktentwicklung),
2) der Rendite aus der spezifischen Zusammenstellung der Anlageklassen, und
3) der ‚aktiven’ Rendite, der Managementleistung hinsichtlich Auswahl der richtigen Anlage (stock picking) zu richtigen Zeit (timing), abzüglich der damit verbundenen Kosten (vgl. Ibbotson, 2010).
Die US-Professoren Brinson/ Hood/ Beebower zeigten bereits 1986, dass die Asset Allocation der entscheidende Faktor für den Anlageerfolg ist: die Asset Allocation ist verantwortlich für 100% der erzielten Rendite und sie erklärt 90% der Wertschwankungen im Portfolio (Abweichungen vom Zielwert). Diese Erkenntnis ist in zahlreichen weiteren Studien mit ähnlichen Ergebnissen bestätigt worden (z.B. Blake, 1999, Ibbotson/ Kaplan, 2000). Mit der Asset Allocation entscheidet man sowohl über die Teilnahme an Marktentwicklungen (Quelle1), als auch über die Rendite aus dem spezifischen Mix der Anlagen (Quelle 2). ‚Aktives’ Management (Quelle 3) hat einen vergleichsweise geringen bis gar keinen positiven Einfluss auf das Anlageergebnis. Nicht, dass diese Strategien nicht erfolgversprechend wären; es fehlen ganz offensichtlich die richtigen Methoden, um einen nachhaltigen Ergebnisbeitrag zu erzielen.
Für den privaten Selbstanleger sind die Erkenntnisse besonders erfreulich: es gibt einen einzigen Faktor, der für den Anlageerfolg entscheidend ist – und der zudem noch relativ einfach zu beherrschen ist (wie wir noch zeigen werden): die richtige Auswahl und Gewichtung der Anlageklassen.
Welche Anlageklassen stehen dem Asset Manager zur Verfügung?
Dem Asset Manager steht heute ein breites Universum an Anlageklassen zur Verfügung. Da sind zum einen die Anlageklassen Anleihen (engl. Bonds) und Aktien, nach Anlagevolumen die mit Abstand größten Anlageklassen. Aber auch Immobilien, Private Equity, Rohstoffe (Agrarerzeugnisse oder Industrie-Rohstoffe), Gold, Hedge-Fonds sind marktbreit über Indizes investierbar.
Darüber hinaus lassen sich die Haupt-Anlageklassen Anleihen und Aktien weiter untergliedern: bei Anleihen beispielsweise nach Art und Bonität des Emittenten in Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen, erster Bonität oder Risiko-Anleihen, fest verzinst oder mit inflationsgebundenem Zins (sogenannte Linker), gestaffelt nach Laufzeiten bis zur Rückzahlung (Kurzläufer, mit wenigen Monaten bis zu Langläufern mit 30 Jahren), usw.. Aktien lassen sich in Gruppen zusammenfassen, beispielsweise nach Regionen (Länder, Kontinente, Wirtschaftsräume), nach Entwicklungsstand (Industrienationen, Schwellenländer, Entwicklungsländer), aber auch nach Branchen (Transport, Gesundheit, Konsumgüter, Banken, Telekommunikation…), nach Größe (kleine, mittlere, große Unternehmen) oder nach fundamentalen Kriterien (Buchwert, Wachstum, Dividendenrendite,…).
Fast alle genannten Anlageklassen stehen heute auch dem privaten Anleger kostengünstig und gut handelbar zur Verfügung, meist in Form von ETFs.
Asset Allocation - Auf welche Anlageklassen kommt es an?
Huber/Kaiser (2003) stellen in einer Studie dar, dass es letztlich nicht einmal darauf ankommt, ob in einem Portfolio besondere Anlageklassen wie Private Equity, Rohstoffe, Gold, Immobilien, Hedge-Funds etc. beigemischt sind oder nicht. Eine breitere Auffächerung der Anlageklassen, über Anleihen und Aktien hinaus, hat für den mittel- bis langfristig orientierten Anleger demnach keinen nennenswerten Einfuß auf den Anlageerfolg. Eine etwas weitere Auffächerung des Depots kann aber kurzfristig das Ergebnis bzw. die Stabilität der Wertentwicklung des Portfolios verbessern, – und dürfte somit auch den langfristig orientierten Anleger nachts ruhiger schlafen lassen. Es bleibt die Erkenntnis:
Jedes gut diversifizierte Depot ist im Wesentlichen um die beiden Hauptanlageklassen, Anleihen und Aktien, konstruiert. Eine breitere Diversifizierung unter Berücksichtigung zusätzlicher Anlageklassen kann auf kurze Sicht hilfreich sein, ist für den langfristigen Anleger mit einer gewissen Toleranz gegenüber Wertschwankungen des Depots aber kein ‚muss’.
Asset Allocation – Was die Finanzbranche empfiehlt
Wenn man nun die Vorgehensweise professioneller Asset Manager hinsichtlich der Asset Allocation betrachtet, kann man schnell feststellen, dass es strukturell kaum Unterschiede gibt. D.h. die Branche ist sich weitestgehend einig, wie ein Mix der verschiedenen Anlageklassen idealer Weise aussehen sollte - je nach Disposition des Anlegers. Die Portfolios heißen dann z.B. ‚chancenorientiert’ (ca. 80% Aktien, 20% Anleihen), ‚ausgewogen’ (Aktien/Anleihen ca. 50%/50%) oder ‚konservativ’ (ca. 20% Aktien, 80% Anleihen). Natürlich sind, sowohl hinsichtlich der Bezeichnung als auch hinsichtlich der Struktur, noch viele weitere Abstufungen möglich. Das Schema ist aber bei allen Banken und Vermögensberatern nahezu identisch.
Dass dem so ist, geht auf die heute allseits akzeptierten Erkenntnisse der sogenannten Modernen Portfolio-Theorie zurück, die wir im kommenden Kapitel näher betrachten.
Erfolgreiche Geldanlage ist somit ein relativ langweiliges Geschäft. Was für den privaten Selbstanleger ein Segen ist, zeigt gleichzeitig das Dilemma einer ganzen Branche - und auch der sie begleitenden Medien:
Wie sollten sich die unterschiedlichen Finanz-Profis im Wettbewerb profilieren? Worüber sollten die Medien, die Börsen-Magazine und Newsletter wöchentlich oder gar täglich berichten? Wo doch das einzig wirklich Werthaltige, a) schnell erklärt ist, und b) die Erkenntnisse über Jahrzehnte stabil sind.
Es müssen also andere ‚Spielwiesen’ aufgemacht werden: die richtige Gewichtung zur richtigen Zeit (taktische Asset Allocation), den besten Titel (stock-picking) zur richtigen Zeit (market timing), es werden plausibel erscheinende Mega-Trends vermarktet (angebliche Knappheit von Wasser, Öl, Ackerflächen…; Ökologie / Nachhaltigkeit usw.). ‚Seher’ deuten Kursgraphiken (sogenannte technische Analysten). Und die Medien tanzen munter mit: täglich wird auf Börsenbarometer geblickt, der ‚heiße Anlage- Tipp’ präsentiert, der Fonds der Woche/des Monats gefeiert, die Anlagegesellschaft des Jahres prämiert. ‚Experten’ schichten in Musterdepots Einzel-Anlagen munter hin und her. Börsenspiele suggerieren sagenhafte Renditen in wenigen Wochen (das durchschnittliche Ergebnis aller ‚Spieler’ im Vergleich zur Marktrendite wird dabei geflissentlich unterschlagen), - um nur einige Beispiele dieser fruchtlosen, aber unterhaltsamen Darbietungen zu nennen. Worüber sollte die Presse auch sonst berichten? Womit die (Börsen-) Magazine füllen?
Fazit
- Nur ein Faktor, die Asset Allocation, d.h. die Auswahl und Gewichtung der Anlageklassen, ist von überragender Bedeutung für den Anlageerfolg.
- Andere Strategien wie ‚Stock-Picking’ und ‚Market Timing’ versprechen keinen nachhaltigen Erfolg, auch deshalb, weil ein erheblicher Aufwand damit verbunden ist.
- Die Branche und die Medien veranstalten viel Lärm um Themen, die nachweislich keinen Mehrwert haben, über die sich aber (börsen-) täglich unterhaltsam berichten lässt.
Lesen Sie im nächsten Abschnitt
Die Moderne Portfoliotheorie nach Markowitz
Literaturhinweise
Annaert, J., deCeuster, M., Van Hyfte, W., 2005, The Value of Asset Allocation Advice: Evidence from the Economist’s Quaterly Portfolio Poll, Journal of Banking and Finance, Vol. 29, 661-680.
Brinson, Gary P., Hood, L. Randolph, Beebower, Gilbert L., 1986, Determinants of Portfolio Performance, Financial Analysts Journal, 42, 39-44.
Brinson, G. P., Singer, B. D., Beebower, G. L., 1991, Determinants of Portfolio Performance II: An Update, Financial Analysts Journal, 47, Nr. 3, Mai-Juni, 44-52.
Blake, D., Lehmann, B.N., Timmermann, A., 1999, Asset Allocation Dynamics and Pension Fund Performance, Journal of Business, Vol. 72, 429-461.
Campbell, J. Y., Viceira, L. M., 2002, Strategic Asset Allocation: Portfolio choice for longterm investors, Oxford University Press.
Canner, N., Mankiw, G. N., Weil, D. N., 1997, An Asset Allocation Puzzle, American Economic Review, 87, 181-191.
Huber, C., Kaiser, H., 2003, Asset Allocation für Privatanleger, in: Handbuch Asset Allocation, von Dichtl, H., Kleeberg, J.M., Schlenger, C.,. Uhlenbruch Verlag, S. 623-646.
Ibbotson, R.G., Kaplan, P.D., 2000, Does Asset Allocation Policy Explain 40, 90 or 100 Percent of Performance, Financial Analysts Journal, Vol. 56, 26-33.
Ibbotson, R. G., 2010, The Importance of Asset Allocation, Financial Analysts Journal, Vol. 66, Nb. 2, (March/April).
Weigel, E., 1991, The Performance of tactical Asset Allocation, Financial Analysts Journal, Vol. 47, 63-70.