Indizes - So finden Sie den richtigen Index
Gerade die ‚berühmten’ Leitindizes wie der Dow Jones, der Nikkei, der Dax etc., sind wenig geeignet für die Geldanlage. Man kann leicht fehlgeleitet werden, wenn man sich an solchen Medien- und 'Promi'-Indizes orientiert. Die persönliche Depotstruktur, die wir im letzten Schritt entwickelt haben, gibt vor, was wir für unser Depot suchen: Indizes, die möglichst repräsentativ die wenigen Anlageklassen abbilden, die wir für unser Depot benötigen.
Basiswissen
Was ist ein Index? Was sind Indizes?
Ein Index ist eine Kennzahl, die eine Wertentwicklung anzeigt. Hierzu wird der Wert zu einem bestimmten Zeitpunkt in Beziehung gesetzt zu seinem Wert in der Vergangenheit.
Beispiel: Kostet ein Liter Milch heute € 0,65, am 1.1.2003 aber € 0,45, so verhält sich der Preis heute wie 144 zu 100 (berechnet =0,65/0,45). Der Indexstand ist heute 144. Der Preis ist heute 44% höher als in der Basisperiode.
Was ist ein Index in der Finanzanlage?
In der Finanzanlage bezieht sich ein Index in der Regel auf einen Korb von Einzeltiteln, die von einem Indexanbieter in der Absicht zusammengestellt werden, einen bestimmten Markt oder ein bestimmtes Marktsegment möglichst repräsentativ zu erfassen. Durch einen Index kann die Entwicklung eines Marktes oder eines bestimmten Marktsegmentes zu einer einzigen Kennzahl verdichtet und relativ einfach verfolgt werden. Generell sind die Regeln, die die Zusammensetzung des ‚Korbs’ bestimmen, auf Dauer festgelegt. Die Bildungsregeln sind stets auf einen bestimmten Zweck gerichtet, entweder um einen bestimmten Gesamtmarkt abzubilden (Gesamtmarktindex; z.B. die Wertentwicklung japanischer Aktien) oder um eine bestimmte Auswahl an Titeln zu erreichen (Auswahlindex; z.B. nur Anleihen einer bestimmten Bonität; nur Aktien mit besonders hoher Dividendenrendite).
In regelmäßigen Abständen werden Indizes dahingehend überprüft, ob sie den jeweiligen Markt noch treffsicher abbilden und, falls erforderlich, entsprechend angepasst. So wird beispielsweise der DAX alle 6 Monate dahingehend überprüft, ob er tatsächlich noch die 30 größten/ umsatzstärksten Unternehmen an deutschen Börsen repräsentiert.
Ein Index dient in der Finanzanlage...
- als Vergleichsmaßstab (‚Benchmark’), um die Leistung eines Fonds- oder Vermögensmanagers mit vergleichbarem Anlagegebiet zu messen (Erzielt er durch sein Können einen Mehrwert gegenüber der allgemeinen Marktentwicklung? Kurz: schlägt er den Index?),
- als Referenzportfolio für Investitionen, d.h. Gelder werden so angelegt, dass sie möglichst genau die Marktrendite des Index liefern (sogenanntes Index ‚tracking’),
- als ‚Stimmungsbarometer’, und gibt so Auskunft über die allgemeine Entwicklungstendenz bestimmter Märkte oder Marktsegmente.
Wie wir im Kapitel ‚Investmentfonds sind Ihr Geld nicht wert’ gezeigt haben, gelingt es den meisten aktiven Managern nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Im Folgenden interessiert uns daher vor allem die ‚Tracking’-Funktion der Indizes: Fondsgesellschaften machen Indizes investierbar, indem sie Portfolios zusammenstellen, die die Wertentwicklung eines bestimmten Index (‚Underlying’) möglichst genau nachbilden (engl. 'tracken').
Indizes, die vor allem als Benchmark oder als Stimmungsbarometer dienen, sind hier wenig hilfreich.
Das Angebot an Indizes
Indizes sind heute für eine breite Palette verschiedener Anlageklassen verfügbar. Es gibt Indizes auf Aktien und Anleihen, auf Rohstoffe und Immobilienmärkte. Sogar alternative Anlageklassen wie Hedgfonds und Private Equity, aber auch der Markt für Oldtimer oder die Wertentwicklung erlesener Weine werden durch Indizes abgebildet.
Allerdings ist nicht jeder Index investierbar, d.h. nicht zu jedem Index findet sich eine Fondsgesellschaft, die ein entsprechendes Referenzportfolio anbietet.
Der Oldtimer-Index macht die Grenzen deutlich: So müsste eine Fondsgesellschaft wohl eine sehr große Garage mit einer repräsentativen Zahl echter Oldtimer füllen, pflegen und ständig mit Oldtimern handeln, um den Bestand den schwankenden Einlagen anzupassen.
Entscheidungskriterien für die Auswahl des richtigen Index
- Indizes, die eine Anlageklasse möglichst umfassend abbilden.
- Mit einer möglichst langen und zuverlässigen Datenhistorie. Nur so kann man auf Basis abgesicherter Erkenntnisse anlegen.
- Wer nach dem Prinzip von ‚Slice & Dice’ (vgl. Kapitel 'Diversifizieren innerhalb von Anlageklassen') Anlageklassen herunterbrechen möchte, bevorzugt konsistente, überschneidungsfreie Indizes, am besten einer globalen Indexfamilie.
Verstehen, welchen Markt ein Index abbildet
Es kann sich lohnen einmal genauer hinzusehen, welchen Markt ein bestimmter Index abbildet. Beispielsweise repräsentiert der DAX keineswegs die deutsche Wirtschaft, wie man meinen könnte, sondern lediglich die Entwicklung der 30 größten, an der Börse in Frankfurt gelisteten Konzerne. Wo bleibt der erfolgreiche Mittelstand, die traditionsreichen Familienunternehmen, die zahlreichen 'Hidden Champions', die Weltmarktführer, die in ihrer Nische hervorragend verdienen? - Sie sind alle nicht im DAX enthalten. Ebenso steht der EuroStoxx auch nicht für die europäische Wirtschaft, sondern lediglich für die 50 größten Konzerne, und zwar der Euro-Zone. Zudem besteht der EuroStoxx zu rund 1/4 aus Werten der Finanzbranche.
Was wir hier am Beispiel von Aktienindizes gezeigt haben, gilt analog für die Indizes aller Anlageklassen. Für die Bestückung unseres Depots suchen wir aber Indizes, die die jeweilige Anlageklasse möglichst repräsentativ abbilden.
Indizes für die gesuchten Anlageklassen
Aktienindizes - für Aktien weltweit
Da Aktienindizes, auf die sich die Medien fokussieren, nur wenig zur Geldanlage eignen, kann man leicht auf Abwege geraten. Für die Geldanlage eignen sich eher Indizes spezialisierter Indexanbieter, wie beispielsweise Morgan Stanley Capital Invest (MSCI), die teilweise ganze Familien an marktbreiten und zudem konsistent aufeinander abgestimmten Indizes anbieten. Hier mehr über Aktienindizes, mit denen man das Portfolio über alle Länder, alle Branchen und alle Unternehmensgrößen diversifizieren kann -> Aktienindizes...
Aktienindizes, die den Small-Cap- und Value-Effekt abbilden: Die ‚Style’-Indizes
Mit Aktienindizes den Small Cap- und Value- Effekt im Portfolio abzubilden ist nicht ganz so einfach. Als Anleger ist man darauf angewiesen, wie die Indexanbieter diese Segmente definieren. Da gibt es teilweise erhebliche Unterschiede, und nur selten stimmt die Definition des Indexanbieters mit den wissenschaftlichen Studien überein, die den entsprechenden Effekt nachgewiesen haben. Lesen Sie hier: -> Welcher Aktienindex erfasst den Small-Cap und Value- Effekt am besten?
Anleiheindizes - Indizes auf Anleihen
Der Markt für Anleihen diversifiziert sich beispielsweise nach Laufzeit der Anleihen (3 Monate bis 30 Jahre), nach der Währung, in der eine Anleihe nominiert ist (meist Euro und US-Dollar), nach Art des Schuldners (Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen) und seiner Bonität, etc.. Es gibt Anleihen, deren Verzinsung von der Entwicklung der Inflationsrate abhängt, sogenannte inflationsindexierte Anleihen oder 'Linker', die ebenfalls über Anleiheindizes investierbar sind. Auch bei Anleiheindizes sucht man nach solchen Indizes, die möglichst gut den gesamten Markt oder das jeweilige Marktsegment abbilden. Hier, mehr zum passenden -> Anleiheindex
Immobilienindizes, sogenannte REITs - Immobilienaktien als Index
Hier, den richtigen Immobilienindex / REIT-Index finden (mehr)
Rohstoffindizes - den richtigen Rohstoffindex finden
Heute sind nahezu alle Rohstoffe einzeln investierbar. Für den Privatanleger empfehlenswerter sind Indizes, die breit diversifizierte Rohstoff-Körbe abbilden. All diese Rohstoff-Indizes fassen die Wertentwicklung der diversen Industriemetalle, Edelmetalle, Energieträger und Agrarerzeugnisse in einem einzigen Index zusammen. Es steht eine übersichtliche Auswahl gut strukturierter Indizes zur Verfügung. Hier: Rohstoff-Körbe vergleichen und den richtigen Rohstoff-Index finden...
Oder gleich weiter zu den Angeboten der Finanzbranche, die Indizes investierbar machen: