Das Portfolio strukturieren
(Ein Überblick zu Schritt 4)
In Schritt 3 haben Sie Ihr persönliches Anlageziel formuliert und eine auf Sie zugeschnittene Anlagestrategie entwickelt: Sie haben Ihren persönlichen Mix aus ‚sicheren’ und risikobehafteten Anlagen bestimmt. Damit haben Sie bereits mehr erreicht als die meisten Anleger.
In Schritt 4 entscheiden Sie, mit welchen Anlagen Sie Ihren Korb aus ‚sicheren’ und risikobehafteten Anlagen konkret befüllen wollen. Das ist einfacher, als Sie jetzt vielleicht denken.
Diversifizieren mit Anleihen und Aktien
Klassisch diversifizieren Depots entlang der Haupt-Anlageklassen Anleihen und Aktien. Einerseits sind es die größten Anlageklassen, andererseits bilden sie, wie in Schritt 2 beschrieben, die Außenpole der Rendite-/Risikoskala ab: historisch sind Anleihen die ‚sicherste’, aber auch renditeschwächste Anlageklasse, Aktien die risikoreichste, aber auch renditestärkste Anlageklasse. Und das Beste: Aktien und Anleihen entwickeln sich häufig gegenläufig: steigen die Zinsen, werden Anleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver; Anleger verkaufen Aktien (deren Kurse sinken dann), um Anleihen zu kaufen. Sinken die Zinsen, geht es umgekehrt: Gelder werden aus Anleihen abgezogen und in Aktien angelegt, die Kurse der Aktien steigen. Aktien und Anleihen zeigen damit genau die Charakteristik, nach der wir suchen, um im Sinne der Portfoliotheorie nach Markowitz das Risiko zu streuen und die Rendite zu optimieren: sie korrelieren nur schwach oder gar negativ.
Das einfachste diversifizierte Portfolio-ohne-Wetten besteht somit aus 2 Index-Fonds: je einem breit streuenden Index-Fonds auf Anleihen und einem weltweit streuenden Index auf Aktien, - gewichtet entsprechend Ihrer persönlichen Anlagestrategie. Huber/Kaiser (2003) zeigen, dass es bei langen Anlagehorizonten nicht erforderlich ist, weitere Anlageklassen beizumischen. Allerdings können weitere Anlageklassen, wie Immobilien und Rohstoffe, gerade auf kurze Sicht die Wertentwicklung des Depots verstetigen, d.h. Wertschwankungen reduzieren, sowie weitere Renditechancen erschließen.
- Schon 2 Anlageklassen, Aktien und Anleihen, reichen bei mittelfristigem Anlagehorizont für ein hervorragendes Anlageergebnis.
- Wer in mehr als 2 Anlageklassen investiert, kann die Entwicklung der Rendite weiter verstetigen.
Aber auch Anlageklassen, die relativ hoch miteinander korrelieren, können einen wertvollen Beitrag leisten: selbst wenn die Renditen nahezu gleichzeitig steigen und fallen, sagt dies noch nichts über die Höhe der Rendite aus. So kann es sinnvoll sein, auch innerhalb einer Anlageklasse zu diversifizieren, um von Renditechancen zu profitieren.
Den Korb ‚sicherer’ Anlagen diversifizieren / optimieren
Den Korb der Anleihen kann man diversifizieren, indem man beispielweise inflationsindexierte Anleihen beimischt, da diese neutral mit anderen Anleihen korrelieren, in Zeiten geringer Inflation aber renditeschwächer sind. Außerdem entsprechen inflationsindexierte Anleihen in ganz besonderer Weise dem Ziel desjenigen Anlegers, der vor allem die Kaufkraft seiner Ersparnisse für das Alter absichern will. Unternehmensanleihen korrelieren mit Staatsanleihen, sind in der Regel aber renditestärker. Darüber hinaus kann in Sub-Klassen nach Laufzeiten und nach Bonität der Schuldner investiert werden. Aktien, die regelmäßig eine hohe Dividende ausschütten, weisen ebenfalls einen ‚rentenähnlichen’ Charakter auf, und können gerade in Zeiten magerer Anleihezinsen sinnvoll sein.
Den Korb risikobehafteter Anlagen diversifizieren / optimieren
Obwohl die Aktien fast aller Regionen heute relativ stark miteinander korrelieren, haben beispielsweise die Schwellenländer zwischen 2000 und 2010 eine deutlich höhere Rendite erzielt, als die ‚alten’ Industrienationen. Wer also nur auf die ‚alte Welt’ setzte, ist eine Wette eingegangen, die ihn vom ‚Optimum’ weit weg führte. Zudem zeigen die Professoren Eugene Fama und Kenneth French für die letzten Jahrzehnte, dass kleine Unternehmen (small caps) und günstig bewertete Substanzwerte (value stocks), zwar nicht in jedem Jahr, aber langfristig höhere Renditen erzielen.
- Ein diversifizierters Aktien-Portfolio berücksichtigt alle wirtschaftlich relevanten Regionen der Welt sowie kleine Unternehmen und Substanzwerte.
Nur der Vollständigkeit sei hier kurz darauf hingewiesen, dass ein Portfolio, welches verschiedene Regionen, kleine Unternehmen und Substanzwerte abdeckt, auch gleichzeitig einer unerwünschten Eigenart der Indizes entgegenwirkt: dass Indizes besonders durch die Entwicklung großer und teurer Aktien sowie von Länder mit großen Börsen geprägt sind. Strategien, die dem entgegen wirken, werden als Fundamental Indexing oder allgemeiner als intelligentes Indexing bezeichnet und von uns für den interessierten Anleger ausführlich diskutiert.
Bisher haben Sie Ihren persönlichen Mix aus risikoarmen und risikobehafteten Anlagen bestimmt. Weiter haben wir besprochen, welche Unterkategorien und weitere Anlagen einen darüber hinausgehenden Diversifizierungsbeitrag leisten können. Bleibt noch festzulegen, welche Anlagen nun mit welchem Gewicht vertreten sein sollten. Nun, auch hier können wir es uns wieder einfach machen:
Mit einer Gleichgewichtung der Anlagen ist man sehr gut unterwegs
Bereits 1981 zeigten Jobson/Korkie, dass ein Portfolio von gleich gewichteten Anlagen dem ‚Optimum’ überraschend nahe kommt. Wenn man sich beispielsweise entschieden hat, sein vermögen über 5 Anlageklassen zu diversifizieren, dann investiert man je 1/5 des Anlagebetrages in jede dieser Anlageklassen. Michaud (1989) bezeichnet das Phänomen, dass die nach Markowitz berechneten Portfolios eher selten optimal sind, als das ‚Markowitz Optimisation Enigma’ und bestätigt den erfolgversprechenden Ansatz der Gleichgewichtung.
Auch innerhalb von Indizes können die Einzelwerte mit jeweils gleichem Gewicht berücksichtigt werden. Solche gleichgewichteten Indizes erzielen mittelfristig überlegene Renditen; werden aber (bisher) kaum als Indexfonds angeboten.
Auch hier zeigt sich wieder: ‚Wetten’ auf die Zukunft lohnen nicht. Man entfernt sich eher vom ‚Optimum’, wenn man die Gewichtung der Anlagen auf Basis von Meinungen über die zukünftige Entwicklung vornimmt. Ganz offensichtlich bleibt die Zukunft ungewiss, – auch wenn man noch so klug und erfahren ist –, sonst hätten komplexe Optimierungsmethoden, von denen es mindestens ein Dutzend gibt, bessere Ergebnisse gezeigt. Studien zeigen immer wieder, dass die Prognose dessen, 'was welche Anlage wohl in Zukunft bringen wird', eher schadet; berücksichtigt man hingegen Korrelationen, sollte sich das Anlageergebnis verbessern.
- Im Zweifel die Anlagen ‚gleichgewichten’ – und damit ‚Wetten’ vermeiden. Denn die größte Gefahr für den Anlageerfolg geht von Prognosen über zukünftige Renditen aus (die sich meistens als unzutreffend herausstellen).
Selbst die besten Verfahren der Anlageoptimierung sind einfachen, ‚naiven’ Vorgehensweisen nicht überlegen, wie Studien immer wieder zeigen. Das ist gut für den Selbstanleger, denn Profis haben somit keinen grundsätzlichen Vorteil. Im Gegenteil: weil Profis unter dem Druck stehen, irgendwie den Markt schlagen zu müssen um ihre Kosten zu rechtfertigen, dürften gerade sie für den Einsatz komplexer Optimierungsverfahren aufgeschlossen sein. Doch es gilt: einfach und transparent schlägt teuer und komplex.
Neben den bereits in Schritt 1 erwähnten Trivialportfolios zeigen wir Musterportfolios ‚ohne Wetten’ mit 2-6 Anlagen, mit denen sie bereits sehr gut aufgestellt sein sollten. Selbst bei geringen Anlagebeträgen ist so eine Streuung über mehrere Anlageklassen und in hunderte Unternehmen und Anleihen möglich. Bei größeren Anlagebeträgen kann eine noch breitere Streuung mit 10 und mehr Anlagen sinnvoll sein.
Wie stark Sie Ihr Portfolio auffächern, ist letztlich eine Frage der Übersichtlichkeit: mit wie vielen verschiedenen Anlagen können Sie noch gut umgehen? Die Entscheidung hierüber sollten Sie vielleicht noch zurückstellen, bis Sie im letzten Schritt, Schritt 6 - ‚Ihr Portfolio managen’, gelesen haben, was zu tun ist, um Ihr Depot auf Kurs zu halten.
Doch vorher noch Schritt 5, ‚Ihr Portfolio aufbauen’ bzw. ein bestehendes Depot in das Zielportfolio umbauen.
Den Überblick von 'Geld-anlegen-ohne-Wetten' fortsetzen und gleich weiter zum Überblick von...
Schritt 5: Das Portfolio aufbauen - ETFs und Indexfonds auswählen und kaufen.
Oder die oben dargestellten Aspekte vertiefen? Dann lesen Sie auf der nächsten Ebene:
Welche Anlagen? Und: Wie viele Verschiedene?
So gewichten Sie Anlageklassen richtig.
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