Lazy Portfolios (USA)
Seit der Jahrtausendwende sind in den USA zahlreiche Bücher erschienen, die aufbauend auf den Grundlagen guten Diversifizierens konkrete Portfolio -Empfehlungen für den privaten Anleger aussprechen. Diese inzwischen als Lazy-Portfolios bekannten Anlage-Portfolios sind allerdings nicht 1:1 für den europäischen Anleger geeignet. Die zugrunde liegenden Prinzipien sind es allerdings schon.
Die Lazy Portfolios und deren Autoren
Egal ob Bill Shultheis (The Coffeehouse Investor), Frank Armstrong (The Informed Investor), William Bernstein (The Intelligent Asset Allocator, The Four Pillars of Investing), Scott Burns' Margarita Portfolio oder Yale Professor David Swensen (Unconventional Success), - inzwischen gibt es wohl mehr als ein Dutzend Bücher und noch mehr Portfolio-Empfehlungen. Es war wohl der Kolumnist Paul B. Farrel, der für diese Art der Portfolios den Begriff Lazy Portfolios einführte, zumindest hat er maßgeblich zu der Verbreitung dieses Kategorie-Begriffes beigetragen.
Das Erfolgsrezept der Lazy Portfolios
Das Erfolgsrezept ähnelt sich: Erfolgreich investieren ist einfach; jeder kann es. Der Aufwand beträgt zudem nur wenige Stunden im Jahr: 'Lazy' eben. Ein einfaches, gut diversifiziertes Portfolio (mit zwei bis rund einem Dutzend Positionen), ohne ‚Wetten’ und zu minimalen Kosten, wird mittelfristig ein besseres Ergebnis erzielen, als fast alle anderen Anleger. Demgegenüber sind Strategien wie market-timing und stock-picking, auch wegen der hohen Kosten, ein sicherer Weg zum Misserfolg.
Lazy Portfolios zeichnen sich durch folgende Charakteristika aus:
- Oft sehr wenige, häufig nicht einmal mehr als 3 Anlageklassen.
- Verzicht auf eine anlegerindividuelle Aussteuerung des Risikos; es wird unterstellt, dass eine Asset Allocation (ca. 2/3 Aktien, 1/3 Bonds) ein guter Mix ist, der letztlich jedem Anleger mit einem etwas längeren Anlagehorizont gerecht wird.
- Das Prinzip der Gleichgewichtung wird angewendet wo immer sinnvoll, insbesondere innerhalb der wertstabileren Anlagen (Anleihen) und der riskobehafteten Depot-Komponente.
Die Performance der Lazy Portfolios
Der Bolg von Paul Farell in MarketWatch (marketwatch.com/lazyportfolio) berichtet aktuell über die Perfomance verschiedener Lazy Portfolios. Allerdings gilt zu berücksichtigen, dass sich die Rendite in €uro gerechnet, also für einen europäischen Anleger, anders darstellt.
Lazy-Portfolios sind von den Autoren allesamt auf den amerikanischen Investor zugeschnitten. Man kann leicht einen ‚Home Bias’ erkennen, sowohl bei Aktien, als auch bei Anleihen. Dies mag nur teilweise gerechtfertigt sein:
- Die Portfolios sind nahezu zu 100% in USD gehalten, welches Währungsrisiken für den US Investor minimiert,
- entsprechen damit der persönlichen Verpflichtung der allermeisten Amerikaner (nur wenige Amerikaner dürften auf einen Lebensabend in einem Fremdwährungsland mit Hartwährung sparen),
- und sie weichen auf Grund ihrer Struktur nicht allzu sehr von der Performance der bekannten, amerikanischen Leitindizes ab (wie dem S&P500). Hinter diesem ‚Kompromiss’ steht die psychologische Gefahr, dass amerikanische Anleger ihre Anlagestrategie unter Umständen nicht durchhalten würden, würde ihr Portfolio sich über mehrere Jahre deutlich schlechter entwickeln, als die allerseits bekannten Indizes. (So vergleicht auch Farell in seinem Blog die Rendite der Portfolios mit dem S&P500, was genau genommen Unsinn ist, denn der S&P500 hat ein ganz anderes Rendite-/Risikoprofil, als die diversifizierten Portfolios).
Diese Überlegungen machen deutlich, dass der europäische Anleger diese Portfolios nicht 1:1 übernehmen kann, sondern sie, wenn überhaupt, intelligent ‚übersetzen’ sollte.
Muster-Portfolios für amerikanische Anleger - ohne individuelle Risikoanpassung:
Lazy Portfolios: Einfachste Portfolios – bis 6 Depotpositionen
Gewichtung in % | Coffeehouse Portfolio by Bill Schultheis | Margarita Portfolio by Scott Burns | Simpleton's Portfolio by William Bernstein | Lazy Portfolio by David Svensen |
Aktien USA USA Large Caps USA Small Caps | 34% | 34% | 25% 25% | 30% |
Aktien Intern. (ohne USA) | 33% | 33% | 25% | 15% Industrieländer 5% Schwellenländer |
Anleihen USA | 33% | 33% Anleihen inflationsgeschützt | 25% Kurzläufer | 15% Staat 15% Anleihen inflationsgeschützt |
Immobilien | 20% |
Lazy Portfolios - jetzt bereits differenzierter / komplexer
7-Fund Coffehouse Portfolio; Bill Schultheis | 'Ideal Index' Portfolio; Frank Armstrong | Madonna Portfolio; William Bernstein | Coward's Portfolio; William Bernstein | |
Anzahl Depotpositionen: | 7 | 7 | 8 | 9 |
Aktien USA Total Large Caps Large Caps Value Small Caps Small Caps Value | 40% total: 10% 10% 10% 10% | 31% total: 7% 9% 6% 9% | 20% total: 10% 10% | 40% total: 15% 10% 5% 10% |
Aktien Internat.: - Industrieländer - Schwellenländer | 10% | 31% | 30% total: 10% Large Caps 10% Small Caps 10% | 15% total: 5% Europa 5% Pacific 5% |
Immobilien / REITS | 10% | 8% | 10% | 5% |
Edelmetalle | 10% | |||
Anleihen USA - Kurzläufer - Mittlere Laufzeit | 40% | 30% | 30% | 40% |
Jetzt sind Sie am Ende von Schritt 4 'Ihr Portfolio strukturieren' angekommen. Vielleicht nehem Sie sich etwas Zeit um sich für Ihre ganz persönliche Portfolio-Struktur zu entscheiden.
Anschließend geht es weiter mit Schritt 5 'Ihr Portfolio aufbauen'. Entweder zuerst den Überblick
Schritt 5 'Ihr Portfolio aufbauen'
Oder Sie verzichten auf den Überblick und lesen gleich weiter im ersten Kapitel von Schritt 5
Literaturhinweise
Armstrong, F., 2003, The Informed Investor: A Hype-Free Guide to Constructing a Sound Financial Portfolio;
Bernstein, W., 2000, The Intelligent Asset Allocator: How to Build Your Portfolio to Maximize Returns and Minimize Risk, S. 80.
Bernstein, W., 2002, The Four Pillars of Investing: Lessons for Building a Winning Portfolio, McGraw Hill.
Burns, Scott, assetbuilder.com/blogs/scott_burns/archive/1991/10/01/Exactly-How-To-Be-A-Couch-Potato-Portfolio-Manager.aspx
Svensen, David F., 2005, Unconventional Success: A Fundamental Approach to Personal Investment, Free Press.