Wenn der Index sich erneuert
– Vorgehensweise und Effekt für den Anleger
Jeder Index muss von Zeit zu Zeit aktualisiert werden um auch zukünftig das abzubilden, was der Index verspricht abzubilden. So verspricht der Dax beispielsweise, die Wertentwicklung der 30 wertvollsten Unternehmen Deutschlands abzubilden. Ob ein Unternehmen noch zu den 30 wertvollsten zählt, muss also regelmäßig überprüft werden – beispielsweise halbjährlich. Erfüllt es nicht mehr die Kriterien, scheidet es aus dem Index aus und wird durch ein anderes Unternehmen ersetzt.
Umsetzung im ETF
Für ETF-Anbieter sind Indexumstellungen kein Problem. Es gilt, dass der Index an jedem Tag die Realität des Index abbilden muss. Bei synthetischen Indexfonds, Fonds also, die die Aktien der Indexunternehmen nicht physisch besitzen, orientiert sich der Wert weiterhin am Index: zum Stichtag werden die Werte der ‚Absteiger’ und der ‚Aufsteiger’ verrechnet, die Werte der Indexberechnung einfach auf eine neue Basis gestellt. Etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert die Umstellung bei Indexfonds, die in die Aktien der jeweiligen Unternehmen unmittelbar investiert sind. Sobald die Entscheidungen über Auf- und Abstieg gefallen sind, werden externe Broker beauftragt, Wertpapiere der ‚Aufsteiger’ möglichst kursschonend zu erwerben und Käufer für die Papiere der ‚Absteiger’ zu finden. Hierfür haben die Gesellschaften in der Regel mehrere Tage Zeit. Am Stichtag der Umstellung liefert der Broker dann die benötigten Aktien bzw. nimmt die nicht mehr benötigten Aktien ab. Der Broker garantiert zudem die Schlusskurse vom Freitagabend vor der effektiven Anpassung am Montag. So wird sichergestellt, dass der Indexfond selber jederzeit die Realität abbildet und Marktverwerfungen gleichzeitig vermieden werden.
Effekt für den Anleger
Eine andere Frage ist es, ob die regelmäßige Aktualisierung eines Index für den Anleger vorteilhaft ist. Einerseits wird der Index, und damit die Zusammenstellung des Portfolios, automatisch aktualisiert; dies erspart dem Anleger Zeit und Geld, da er sein Depot nicht selber überprüfen und anpassen muss. Zudem werden ja ‚erfolglose Unternehmen’ gegen ‚erfolgreiche Unternehmen’ getauscht, was wiederum selber einen Wertbeitrag leisten sollte. Dass genau das Gegenteil der Fall sein kann, zeigt J. Siegel (2007) am Beispiel des S&P 500: ein konstantes ‚Ur-Portfolio’ des S&P500 zeigt eine deutlich bessere Rendite, als der regelmäßig aktualisierte Index. Dies ist umso überraschender, als viele Unternehmen aus dem Index, ja ganze Branchen, über Jahrzehnte einen deutlichen Niedergang erlebt haben oder sogar gar nicht mehr existieren. Dies wird offenbar durch die erfolgreichen Unternehmen mehr als ausgeglichen. Dass die Aktualisierung eines Index Rendite kostet erklärt Siegel damit, dass gerade die ‚Aufsteiger’ in einen Index oft bereits recht teuer bewertet sind. Schließlich ist der Unternehmenswert in den meisten Indizes ein ganz entscheidendes Kriterium für den Aufstieg bzw. den Abstieg. Ist der Unternehmenswert zuletzt kräftig gestiegen qualifiziert sich eine Aktie zwar für den nächst höheren Index, die im Kurs enthaltenen Hoffnungen und Erwartungen der Anleger erfüllen sich aber bekanntlich eher selten. Auch hier spiegelt sich der bekannte Effekt von ‚Value’ und ‚Growth’, von ‚preiswert’ und ‚teuer’: während ‚Value’-Aktien ausscheiden, werden ‚Growth’- Aktien aufgenommen.
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Literaturhinweis:
Siegel, J. J., 2007, Stocks for the long run, 4th. ed., McGraw-Hill.