Die Risikotoleranz
Bei der Risikotoleranz geht es um Ihre persönliche Einstellung zum (finanziellen) Risiko. Selbst wenn ein bestimmtes Risiko von verschiedenen Personen gleich hoch eingeschätzt wird (Risikowahrnehmung), mag der eine bereit sein das Risiko einzugehen, der andere nicht. Die persönliche Toleranz gegenüber Wertschwankungen kann den Anteil schwankungsintensiver Anlagen im Portfolio weiter einschränken.
Im Kapitel ‚Über Risiko’ haben wir die Risikowahrnehmung ausführlich betrachtet: Welches Risiko muss ich am meisten fürchten? Mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt ein Risiko ein? Wie verändert sich meine Wahrnehmung von Risiko? Nun könnte man sich zu allen aufgezeigten Risiken hinsichtlich seiner jeweiligen Toleranz einschätzen. Hier wollen wir aber ausschließlich das Risiko betrachten, welches von der unsteten Entwicklung der Renditen ausgeht.
Die Risikotoleranz – Welche Wertschwankungen stehe ich durch?
Im vorangegangenen Kapitel haben wir abhängig vom Anlagehorizont beispielhaft den Spielraum bestimmt, mit dem in risikobehaftete Anlageklassen investiert werden kann: einerseits, um Renditechancen wahrzunehmen, andererseits, um einen Verlust am Ende des Anlagehorizontes möglichst zu vermeiden. Dieser Spielraum ist zunächst alleine von dem Charakter der Anlageklassen abgeleitet, insbesondere von der Überlegung, dass sich die durchschnittliche Rendite einer Anlageklasse eben erst mittelfristig einstellt. Da beispielsweise die Anlageklasse ‚Aktien’ historisch eine nicht unerhebliche Schwankungsbreite der Renditen zeigt, wäre es schlicht nicht ratsam, über einen kurzen Anlagehorizont einen hohen Aktienanteil zu halten.
Als nächstes ist es die persönliche Risikotoleranz, die den Handlungsspielraum ggf. weiter einschränkt. Wenn Sie nachts nicht mehr gut schlafen können, wenn der Wert Ihres Depots um 20% oder gar 35% gesunken ist, dann sollten Sie den Anteil risikobehafteter Anlagen reduzieren – egal wie lang Ihr Anlagehorizont auch sein mag. Hinsichtlich seiner Risikotoleranz sollte sich jeder Anleger eher konservativ einschätzen. Denn am schlechtesten ist es, wenn man in der Krise merkt, dass man seine Risikotoleranz überschätzt hat und zu Niedrigstkursen verkauft. Wen die Psyche drängt in einer Krise zu verkaufen, der wird die langfristigen Renditen der Anlageklassen nie erreichen.
Prüfen Sie sich also sorgfältig:
Welchen (jährlichen) Wertverlust meines Depots bin ich maximal bereit zu tolerieren?
Anteil schwankungsintensiver Anlagen im Portfolio je nach Risikotoleranz
Maximal tolerierbarer Verlust (%) | 0 | 5 | 10 | 15 | 20 | 25 | 30 | 35 | 35 | 35 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Max. Anteil Aktien (%) | 10 | 20 | 30 | 40 | 50 | 60 | 70 | 80 | 80 | 80 |
Quelle: Bernstein (2001), Anlegercampus.net |
Fazit
Ihre persönliche Toleranz gegenüber Wertschwankungen kann den Anteil renditestärkerer Anlagen im Portfolio weiter einschränken. Diesbezüglich sollten Sie sich konservativ einschätzen: denn das schlechteste Ergebnis dürfte derjenige einfahren, der im Crash seine Strategie über Bord wirft und zu Niederigstkursen verkauft.
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Literaturhinweise
Bernstein, W. J., 2001, The Intelligent Asset Allocator, McGraw Hill, S. 144.