Wie Bankgebühren und Fonds-Kosten die Rendite verzehren
Die Kosten der Geldanlage wie Bankgebühren, Depotkosten, Transaktionskosten und die Kosten der Fonds sind eine ganz wesentliche Komponente des Anlageerfolges. Wir haben in den vorangegangenen Kapiteln bereits gesehen, dass kein Anleger mittelfristig eine höhere Rendite erwarten darf, als die durchschnittliche Marktrendite - abzüglich der Kosten seiner Anlagen. Dabei unterschätzen die meisten Anleger, wie sehr Kosten Ihre Anlagen schädigen. Nur wer seine Kosten konsequent minimiert, dürfte überhaupt eine Chance haben, eine positive Rendite nach Inflation, nach Kosten und nach Steuern zu erzielen. Die gute Nachricht: die Kosten der Geldanlagen bestimmen wir Anleger weitestgehend selber.
John Bogle (1999) analysierte das Anlageergebnis von aktiven Fondsmanagern im Vergleich zu passiven Index-Fonds und stellte fest, dass die (höheren) Kosten in 92% der Fälle für die Minderperformance der aktiven Fonds verantwortlich waren.
Die Verbraucherzentrale NRW untersuchte die 50 volumenstärksten Fonds, entdeckte dabei knapp 60 verschiedene Gebührenarten und kam zu dem Ergebnis: ‚Je niedriger die Kostenbelastung eines Investmentfonds, desto besser schneidet er langfristig ab - das haben Untersuchungen immer wieder gezeigt. Für Anleger ist das eine gute Nachricht - schließlich bekommen sie dadurch ein eindeutiges Kriterium an die Hand, das bei der Auswahl eines geeigneten Fonds hilft’ (Internet am 5. Feb. 2011).
Diese empirischen Ergebnisse bestätigen und ergänzen die Erkenntnisse, welche wir in den vorangegangenen Kapitel bereits dargestellt haben (vgl. Warum Profis den Markt nicht nachhaltig schlagen und Investmentfonds sind Ihr Geld nicht wert).
Die Kosten sind einer der wenigen Faktoren, mit dem der Anleger selber die Rendite seiner Anlage beeinflussen kann. Dagegen dürften Anleger kaum einen Einfluss auf andere Faktoren haben, wie Inflation sowie die Entwicklung der Märkte, und nur eingeschränkt auf die steuerlichen Bedingungen.
Machen Sie sich bewusst:
1 Prozentpunkt weniger Kosten = 1 Prozentpunkt bessere Rendite!
Bei gleichem Risiko!
Da Anleihen lediglich eine reale Rendite von ca. 1% abwerfen (langfristige Rendite nach Inflation, was wir im Kapitel 'Anlageklassen und deren Character' noch zeigen werden), ist der Spielraum äußerst gering. Bei Aktien sieht es kaum besser aus: bei realen Renditen von derzeit 2-4% können bereits Kosten von 2 Prozentpunkten das Anlageergebnis halbieren oder gar ganz zunichte machen. In einem gemischten Depot aus aus Aktien und Anleihen können die Kosten so schnell die gesamte reale Rendite verzehren: es verdient die Bank, es verdient die Fondsgesellschaft, es verdient der Staat (denn man zahlt Steuern auf den Bruttoertrag); aber Ihr Netto-Anlageergebnis deckt nicht einmal die Inflation.
So kann jeder die Kosten seiner Geldanlage optimieren:
Tabelle: Kosten der Geldanlage
Kostenart * | Günstig | häufiger Wert | Maßnahme |
Kosten auf der Ebene des Anlegers | |||
Kosten Konto-, Depotführung | kostenlos | 0,5% | Direktbank bzw. Online-Konto/ Online-Depot |
Transaktionskosten bei Erwerb | 0,25% | 1% | |
Ausgabeaufschlag (Agio) bei Erwerb | entfällt | 5% | Kauf über die Börse oder beim Fondsdiscounter |
Rücknahmeabschlag (auch Geld/Briefspanne) | entfällt | 1-3% | Fonds gleicher Art vergleichen |
Transaktionskosten bei Verkauf | 0,25% | 1% | Direktbank bzw. Online-Konto/ Online-Depot |
Kosten der Beratung, des Portfoliomanagements (jährlich) | gering | 1 - 2,5% | Selbstanleger mit geringen Kosten; teuer sind meist Dachfonds. |
Kosten auf der Ebene des Fonds (auszugsweise) | |||
TER | 0,0% - 0,7%
| Aktien 1,4–2,4% | Teuer: aktive Fonds, teilweise > 2,4%. |
Erfolgsabhängige Vergütungen | keine | < 2,0% | Fonds: zunehmend; ETFs: ohne. |
Transaktionskosten pro Jahr | gering | < 2% | ETFs gering belastet, weil ‚passiv’. |
Sonstige Kosten im Fonds | Siehe Gewinn- und Verlustrechnung im ausführlichen Geschäftsbericht des Fonds (Berater, Werbung, Steuern, Wirtschaftsprüfer, Veröffentlichungen, Depotkosten…) | ||
Weitere Kosten eines Fonds: | |||
Vorenthaltene Einnahmen
| Fonds machen in der Regel keine Angaben (z.B. Abzüge bei Dividenden; vorenthaltene Erträge aus Leihegeschäften) | ||
Cash Positionen | Je nach Höhe der Cashposition sinkt die Rendite proportional (siehe Geschäftsbericht, Veröffentlichungen etc.) | ||
*alle Angaben geben ungefähre Werte an - ohne Gewähr. Einzelfälle können teilweise erheblich von den gezeigten Werten abweichen. |
Fazit
Nur wer die Kosten seines Vermögensmanagements minimiert, wird für das Risiko, welches er mit seinen Anlagen eingegangen ist, adequat belohnt.
Mit einem online geführten Depot oder einem Konto/Depot bei einer Direktbank sowie einem Portfolio aus kostengünstigen Indexfonds, beispielsweise ETFs, dürfte man die Kosten seines Vermögensmanagements weitestgehend minimiert haben.
Der kostenbewusste Selbstanleger kann so durchaus einen Kosten- bzw. Renditevorteil von 2-4% erzielen - Jahr für Jahr! Wir haben aber auch schon Renditevorteile von 5% und mehr gesehen.
Natürlich wird sich für viele Anleger auch weiterhin eine Beratung lohnen. Dann scheint die ‚Investition’ in einen seriösen Honorarberater am sinnvollsten: denn mit seiner Unterstützung entwickeln Sie nicht nur einen auf Ihre persönlichen Verhältnisse zugeschnittenen Finanz- und Anlageplan, er kann Ihnen gleichzeitig helfen, Ihre Depot-/Konto-/Transaktionskosten zu minimieren und die günstigsten Index- Fonds zu finden.
Die wesentlichen Gebühren und Fonds-Kosten im Detail:
Gebühren Ihres Kontos und Depots
Bankgebühren und Depotkosten
Kosten der Depot- und Kontoführung: Ob man sein Konto und sein Depot bei einer Direktbank bzw. Online führt oder den persönlichen Service einer Privatbank in Anspruch nimmt, kann, bezogen auf das Anlagevermögen, bereits einen Kostenunterschied von 1 Prozentpunkt und mehr ausmachen.
Transaktionskosten
Transaktionskosten bezeichnen alle Kosten, die jeweils bei An- und Verkauf von Wertpapieren anfallen: Abwicklungsgebühren der Banken und Börsen, beispielsweise Provisionen beim Ankauf und Verkauf von Aktien (0,1% – bis 1% je Transaktion), Ausgabeaufschläge (0%-5%) und Rücknahmeabschläge bei Fonds, Geld/Briefspanne etc.. Auch hier orientieren sich online geführte Depots an der unteren Grenze der Kostenspanne; Konten mit persönlicher Beratung eher an der oberen Kostenspanne.
Kosten der Vermögensverwaltung
Kosten der Vermögensverwaltung entstehen beispielsweise für denjenigen, der Ihnen bei der Zusammenstellung Ihres Depot-Portfolios behilflich ist. Das kann Ihr Bankberater sein, ein Vermögensverwalter, ein Honorarberater oder auch ein vermögensverwaltender Dachfonds (der wiederum in ein Portfolio von Sub-Fonds investiert und damit durch doppelte Kosten, im Dach und in den Zielfonds, belastet ist). Selbstanleger sparen sich diese Kosten.
Doch auch Selbstanleger sollten ihren eigenen Aufwand nicht unterschätzen, beispielsweise die Zeit und Kosten der Informationsbeschaffung und –verarbeitung. Privatanleger rechnen die persönlichen Kosten in der Regel nicht; sie beeinträchtigen aber nicht zuletzt die persönliche Lebensqualität.
Kosten der Fonds
Anleger tragen die Kosten für Gründung, Verwaltung und Betrieb eines Fonds. Die Kosten eines Fonds werden in der Regel direkt dem Fondsvermögen entnommen. Für den Kunden ist die Gesamtkostenbelastung eines Fonds kaum nachvollziehbar. Dies gilt umso mehr, als die sogenannte ‚Total Expense Ratio’ TER (Gesamtkostenquote), die dem Kunden eigentlich die Gesamtkosten hätte transparent machen sollen, lediglich auf eine unverbindliche Richtlinie zurück geht und längst nicht alle Kosten beinhaltet. So sind relevante Kosten wie Transaktionskosten, erfolgsabhängige Vergütungen, Berater, Ausgabeaufschlag/ Rücknahmeabschlag regelmäßig nicht enthalten. Im Folgenden versuchen wir einen (-nicht abschließenden-) Überblick über die vielfältigen Kostenpositionen der Investmentfonds.
TER – die Total Expense Ratio
Die Total Expense Ratio (Abkürzung: TER) oder auch Gesamtkostenquote ist eine Kennzahl, die Aufschluss darüber geben soll, welche Kosten bei einem Investmentfonds insgesamt jährlich anfallen.
Seit 2004 schreibt § 41 des deutschen Investmentgesetzes vor, dass Investmentgesellschaften die Gesamtkostenquote (= TER) in Prozent anzugeben haben. Der Bundesverband der Investmentgesellschaften (BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V.) hat eine Richtlinie zur TER herausgegeben, deren Umsetzung jedoch keine Verpflichtung ist. Entsprechend der Richtlinie sollten inkludiert sein: alle Verwaltungsgebühren, wie z. B. für die Fondsgeschäftsführung, das Portfoliomanagement, Wirtschaftsprüfer und Betriebskosten, sowie sonstige Gebühren wie Depotbankgebühren, die Kosten für die Erstellung, Übersetzung, Hinterlegung und Veröffentlichung von Vertragsbedingungen und Verkaufsprospekten, sowie alle administrativen Kosten für die Registrierung bei Behörden und Börsen und schließlich auch die auf den Fonds entfallenden Kosten für Werbung und direkte Kosten beim Verkauf der Fondsanteile.
TER - was die Total Expense Ratio nicht enthält
Die Total Expense Ratio enthält auf keinen Fall: die Transaktionskosten des Fonds bzw. Maklerkosten bei Immobilienfonds, erfolgsabhängigen Vergütungen (performance fees), Vertriebsprovisionen bei An- und Verkauf (Ausgabeaufschläge bzw. Rücknahmeabschläge) sowie zahlreiche sonstige Vergütungen, beispielsweise für Berater, Spesen für Anlageausschusssitzungen etc.. All dies sind Beispiele für Kosten, die dem Fonds zusätzlich zur TER belastet werden können.
TER - die Höhe der Total Expense Ratio im Vergleich
Die TER beträgt im europäischen Durchschnitt 1,93% - Tendenz steigend (Handelsblatt vom 30. Sept. 2010, S. 40 mit Bezug zu Fondsbeobachter Lipper).
Bei Aktienfonds liegt die Total Expense Ratio meist zwischen 1,0 und 2,5 %. Demgegenüber beträgt die TER bei Index-Fonds auf Aktien lediglich 0,0% bis ca. 0,8%. Bei Rentenfonds beträgt sie im Schnitt rund 0,8 % und bei Geldmarktfonds ca. 0,5 %.
TER - eine Kritik
Für Kunden ist die Gesamtkostenbelastung eines Fonds kaum zu erkennen. Ob die TER die Vergleichbarkeit der Investmentfonds verbessert hat, darf als fraglich angesehen werden, da die Berechnung der TER nur Richtliniencharakter hat. Kostentransparenz ist auf keinen Fall gegeben. Relevante Kosten (wie oben ausgeführt) sind grundsätzlich nicht in der TER enthalten. Bezüglich der Transaktionskosten sieht das Investmentgesetz keinerlei Pflichten zu Veröffentlichung vor.
Im Wettbewerb sind die Fondsgesellschaften zudem daran interessiert, eine möglichst niedrige TER auszuloben. Daher dürfte die Versuchung groß sein, Kosten nicht in die TER zu inkludieren.
In diesem Zusammenhang ist die Ausweitung der erfolgsabhängigen Honorare besonders kritisch zu sehen, da diese Honorare nicht ersatzweise eingeführt werden, sondern die Gesamtkosten deutlich erhöhen, - in der TER aber nicht enthalten sind. Da aktive Fondsmanager systematisch kaum Überrenditen erzielen können, wie Studien immer wieder zeigen, profitieren die Manager entweder von Marktschwankungen, d.h. ohne eigene Leistung, oder aber der Fondmanager wird motiviert zusätzliche Risiken einzugehen (noch riskanter zu 'zocken'), die bei einem Misserfolg alleine zu Lasten des Anlegers gehen.
Kritisch ist zudem, dass jede Branche eigene Kostenkennziffern entwickelt. Was bei Fonds die TER ist, ist bei Versicherungen der 'Renditeeffekt', den der Branchenverband GDV empfiehlt. Der Renditeeffekt berücksichtigt weder die Abschusskosten einer Versicherung, noch die Kosten der Kapitalanlage. So rechnet jede Branche seine Produkte gegenüber der Konkurrenz schön (vgl. DIE ZEIT, 2011).
Die wichtigsten Kosten der Fonds im Einzelnen
Die Verwaltungsgebühr, die Managementgebühr
Die Verwaltungsgebühr bzw. Managementgebühr (auch Management Fee genannt) bezeichnet die Gebühr, die von Kapitalanlagegesellschaften für die Verwaltung eines Fonds erhoben wird. In der Regel handelt es sich um einen fixen Betrag in Prozent des Fondsvermögens, der direkt aus dem Fondsvermögen entnommen wird. Die durchschnittliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,58%. Viele große Fonds berechnen 2% und mehr.
Erfolgsbezogene Vergütungen
In den letzten 10 Jahren wird die Managementgebühr zunehmend um ‚erfolgsbezogene’ Komponenten erweitert. Was auf den ersten Blick im Sinne des Anlegers zu sein scheint, ist bei näherer Betrachtung kritisch zu sehen. Denn erfolgsabhängige Vergütungen...
- werden zusätzlich eingeführt, nicht ersatzweise, d.h. die Gesamtkosten steigen,
- ermutigen das Management zu riskanteren Geschäften, Verluste aber alleine zu Lasten des Anlegers gehen,
- werden alleine durch die Fondsgesellschft definiert werden; sie bestimmt, was als 'Erfolg' zu betrachten ist,
- können in ihrer Höhe exzessive Züge annehmen kann.
Das Agio, der Ausgabeaufschlag
Das Agio bezeichnet ein Aufgeld oder eine Aufzahlung und wird in der Regel in Prozent angegeben. Ein Agio wird beispielsweise bei der Ausgabe von Wertpapieren verrechnet, auch als Ausgabeaufschlag bezeichnet. Bei Investmentfonds dient das Agio in der Regel als Vertriebsprovision. Das Gegenteil des Agios ist ein Disagio bzw. Abschlag.
Günstiger erwirbt man Anteile an einem Fonds direkt an der Börse oder bei einem Fondsdiscount. Fondsdiscounter, meist Direktbanken oder ‚freie Fondsvermittler’, auch Fondsshops genannt, bieten Anteile an offenen Investmentfonds zu ermäßigten Konditionen an, oft sogar gänzlich ohne Ausgabeaufschlag. Dies dürfte für die Fondsdiscounter trotzdem ein lohnendes Geschäft sein, da von den Fondsgesellschaften Bestandsprovisionen gewährt werden.
Bestandsprovision
Fondsgesellschaften schütten an ihre Vertriebspartner (Banken, Finanzdienstleister etc.) laufende Bestandsprovisionen aus und honorieren so, dass die Vertriebspartner ihre Kunden, also Sie, in dem jeweiligen Fonds engagiert halten. Bestandsprovisionen können, je nach Fonds, bis zu 2% jährlich betragen und werden von der Fondsgesellschaft dem Fondsvermögen entnommen.
Transaktionskosten des Fonds
Transaktionskosten entstehen dem Fonds bei Kauf und Verkauf von Wertpapieren (Handelskosten, Courtagen und ggf. Börsenumsatzsteuern). Da das jährliche Handelsvolumen eines aktiv gemanagten Fonds das Fondsvolumen um ein vielfaches übersteigen kann, sind diese Kosten nicht zu unterschätzen. ‚Gehört der Fondsmanager zu denjenigen, die ihre Aktienbestände häufig umschichten, gehen jährlich noch mal 1,4 bis 2 Prozent des gesamten Fondsvermögens nur für die Transaktionskosten drauf’ (vgl. DIE ZEIT, 2011). Eine gesetzliche Pflicht zur Veröffentlichung der Transaktionskosten besteht nicht.
Indexfonds sind ebenfalls von Transaktionskosten belastet, auf Grund des 'passiven' Ansatzes aber in viel geringerem Umfang, beispielsweise bei Zeichnung neuer Anteile oder Rückgabe von Anteilen. Diese Kosten werden meist verursachungsgerecht dem Zeichner/Rückgeber belastet, um das Bestandsvermögen und damit den langfristig engagierten Anleger zu schützen (sog. Verwässerungsschutzgebühr). Der Wert des Fonds folgt somit grundsätzlich dem Wert des Index. Anleger, die Anteile über die Börse handeln, sind hiervon nicht betroffen.
Durch Transaktionen entstehen, neben weiteren Gebühren, Provisionen und Steuern auch sogenannte
Market Impact Kosten
Mit Market Impact bezeichnet man die Differenz zwischen Ausführungskurs einer Order und dem Kurs, der sich ergeben hätte, wenn die Order nicht erteilt worden wäre (z.B. dem beobachteten Kurs bei Ordererteilung). Der Market Impact entsteht, weil jeder Marktteilnehmer durch seinen eigenen Kauf bzw. Verkauf den aktuellen Marktpreis an der Börse selber beeinflusst: Kaufaufträge lassen den Kurs tendenziell steigen, Verkaufsaufträge üben Preisdruck aus. Je größer der Auftrag und je kleiner das Marktsegment umso größer sind die Kosten der eigenen Marktbeeinflussung. Diese Kosten können so hoch sein, dass bestimmte Segmente (z.B. Aktien kleiner Unternehmen) für viele Fonds schlicht nicht investierbar sind. Johanning (2003) untersuchte die realen Orders von Fondsgesellschaften und ermittelt Market Impact Kosten von bis zu 0,75% pro Order. Private Selbstanleger haben einen Vorteil: sie können breiter diversifizieren und in zusätzliche, attraktive Segmente investieren.
Depotkosten des Fonds
Die Kapitalanlagegesellschaft, die den Fonds auflegt, hinterlegt das Fondsvermögen bei einer sogenannten Depotbank, die hierfür eine Depotbankgebühr erhält.
Marketing und zahlreiche sonstige Verwaltungskosten
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Kosten, die im günstigsten Fall aus der Managementgebühr bezahlt werden, dem Fonds aber häufig separat und damit zusätzlich belastet werden: Kosten für Berater, für ein ausgelagertes Fondsmanagement, Kosten für Druck und Veröffentlichung von Fondsprospekten, Jahres- und Halbjahresberichten, Ausgabe und Rücknahmenpreise etc., Marketing-Aufwand, Kosten für den Wirtschaftsprüfer des Fonds, Rechtskosten… und vieles mehr. Ein Blick in den Geschäftsbericht des Fonds kann hier erhellend sein.
Entgangene Einnahmen
Als Kosten können auch entgangene Einnahmen verstanden werden, da diese ebenfalls die Rendite des Anlegers drücken.
Cash Positionen: Viele Fonds halten (oft schlecht verzinste) Cash Positionen. Gelegentlich wird darauf verwiesen, dass eine solche Position absichtlich gehalten wird, um die Wertentwicklung des Fonds zu stabilisieren. Einerseits dürfte es renditestärkere Möglichkeiten geben, die Volatilität eines Portfolios zu reduzieren, zum anderen hat der Anleger sein Geld nicht in einen Fonds investiert (und ist dafür hohe Kosten eingegangen), damit dieser Fonds einen guten Teil nun schlicht nicht anlegt. Gebühren und Provisionen werden auch auf die Cash-Position berechnet. Aus Sicht des Fonds sind solche Cash Positionen Liquiditätspolster, um den Zufluss und Abfluss von Anlagegeldern zu managen.
Dividenden: Bei Fonds bleibt oft im Unklaren, in welchem Umfang Anleger an zufließenden Dividenden partizipieren. Hiervon sind auch Indexfonds betroffen. Denn unter dem gleichen Namen wird ein Index in der Regel sowohl als Preisindex (ohne Berücksichtigung von Dividenden), als auch mit Zurechnung der Netto- oder der Brutto-Dividenden berechnet. Die Dividenderendite kann, je nach Markt, 2-4% betragen, für bestimmte Strategien (Dividendenstrategie) auch 5% und mehr.
Werden Dividenden gutgeschrieben, können diese um Kosten (unbekannter Höhe) gekürzt sein.
Leihegeschäfte: Da das Gros der Wertpapiere oft längere Zeit im Depot des Fonds verweilt, können Fonds Aktien und Anleihen an Banken oder Hedge-Fonds verleihen. Dafür erhält die Fondsgesellschaft eine Provision, die aber in der Regel nicht vollständig dem Fonds zu Gute kommt. Ausgewiesen wird meist nur der Nettoertrag – nach Abzug der Kosten der Fondsgesellschaft. Was hier aber an Kosten abgezogen wird, erfährt der Anleger meist nicht.
Dies war das letzte Kapitel in Schritt 1, 'Fehler erkennen, Fehler abstellen'.
Als nächstes möchten wir Sie mit einigen grundlegenden Erkenntnissen bekannt machen, was eine gute Anlagestrategie ausmacht, sozusagen dem ABC der erfolgreichen Geldanlage.
Hier geht's weiter zu Schritt 2 - zunächst mit dem Überblick:
Schritt 2 - Einfach erfolgreicher Geld anlegen.
Oder Sie verzichten auf den Überblick und lesen gleich weiter im ersten Kapitel in Schritt 2:
Buffett oder Markowitz? Konzentrieren oder Diversifizieren?
Literaturhinweise
Bogle, John C., 1999, ‘Common Sense on Mutual Funds: New Imperatives for the Intelligent Investor’. New York: John Wiley & Sons.
Verbraucherzentrale NRW, 2011, Feb.5, ‘Abzocke mit Investmentfonds: Gebühren, gut versteckt’. Internet.
Johanning, L., Kleeberg, J. M., Schlenger, Ch., 2003‚ Transaktionskosten und Best Execution im Aktienfondsmanagement, in Dichtl, H., Kleeberg J. M., Schlenger, Ch., Handbuch der Asset Allocation, Uhlenbruch Verlag.
Handelsblatt, 2010, 30. Sep., S. 10 (mit Bezug zu Lipper Fondsdaten).
DIE ZEIT, 2011, 4. Aug., Nr. 32, S. 24. Nicht mal im Kleingedruckten.