Private Anleger erzielen meist kein gutes Anlageergebnis
Privatanleger machen bei der Geldanlage häufig Fehler, verschenken Rendite oder gehen unnötig Risiken ein. In Folge erzielen private Selbstanleger mehrheitlich nicht einmal die durchschnittliche Rendite des Marktes. Dies zeigen zahlreiche empirische Studien, die das erzielte Ergebnis realer Kunden-Depots mit geeigneten Benchmarks vergleichen. Auch Investment-Clubs und Anlagetipps in den Medien dürften das Anlageergebnis kaum verbessern, eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Private Anleger machen zu viele Fehler, wie empirische Studien zeigen
Untersucht man das Anlageergebnis privater Anleger anhand realer Depots, zeigt sich immer wieder, dass Selbstanleger meist kein gutes Anlageergebnis erzielen. Zu den häufigsten Fehlern gehören, dass private Anleger nicht ausreichend oder falsch diversifizieren sowie vergleichsweise zu risikoreiche Titel auswählen. Auch bestätigt sich die alte Börsenweisheit 'Hin und her, Taschen leer.': wer häufig handelt (Titel kauft und verkauft), schneidet besonders schlecht ab. Hier einige ausgewählte Studien:
Glaser/Weber (2007, Studie von 2003) analysierten 3079 Online Broker-Kunden in Deutschland zwischen 1997 und 2001 und ermitteln im Durchschnitt eine Minderrendite nach Kosten von 1,4 Prozentpunkten gegenüber dem Vergleichsindex Dax. Höhere Handelsvolumen führten zu geringerer Nettorendite.
Anderson (2007) untersuchte mehr 320.000 Transaktionen von mehr als 16.000 Online Broker-Kunden in Schweden zwischen 1999 und 2002: Minderrendite von durchschnittlich 8,5% Prozentpunkten pro Jahr nach Kosten. Charakteristische Fehler: Portfolios werden zu wenig diversifiziert; Anleger bevorzugen risikoreiche Wertpapiere und handeln zu häufig.
Barber/Lee/Lui/Odean (2004) untersuchten die Handelsdaten von 925.841 Daytradern in Taiwan zwischen 1995 und 1999; nach jeweils 6 Monaten hatten mehr als 8 von 10 Daytrader eine negative Rendite nach Kosten erzielt.
Barber/Odean (2000) analysierten die Performance von 66.000 Privatanlegern in den USA zwischen 1991 und 1996: Minderrendite von 1,1 Prozentpunkten pro Jahr nach Kosten. Ein höheres Handelsvolumen senkt die Nettorendite um bis zu 7 Prozentpunkten nach Kosten. Berücksichtigt man das höhere Risiko, welches Privatanleger in ihren Anlagen eingegangen sind, beträgt die Minderrendite sogar 3,7 Prozentpunkte pro Jahr.
Investment-Clubs und Freunde sind meist auch kein guter Ratgeber
Auch wenn sich mehrere Anleger zusammentun, wie z.B. in Investment-Clubs, scheint dies nicht zu besseren Ergebnissen zu führen. Eher im Gegenteil.
Barber / Odean (2000), stellten für Investmentclubs eine Minderperformance fest, die sogar noch unterhalb der Rendite der Einzelanleger lag und folgerten, dass offensichtlich ‚zu viele Köche die Rendite schädigen’.
Anlage-Tipps in Medien sind leider auch keine Lösung
Nun könnte man als privater Selbstanleger ja auf den Gedanken kommen, seine Anstrengungen zu erhöhen, nun intensiv Medien zu verfolgen und den in Zeitungen, Börsenblättern und Infodiensten angepriesenen Anlage-Tipps zu folgen. Leider ist auch dies ein fataler Irrweg - wie empirische Studien zur Prognosegüte von Investmentempfehlungen zeigen:
Metrick (1999) zeigt in seiner Studie, dass Investment-Newsletter keinerlei Qualität hinsichtlich der abgegebenen Aktientipps haben, weder auf kurze Sicht noch hinsichtlich der längerfristigen Performance der abgegebenen Empfehlungen.
Graham/Harvey (1996) untersuchten 237 Investment-Newsletter über 12 Jahre (1980-1992), ob deren Empfehlungen hinsichtlich Market Timing die tatsächliche Marktentwicklung korrekt antizipiert. Weniger als ¼ der Empfehlungen sagten die Entwicklung korrekt voraus. Es gab keinen einzigen, dessen Prognose durchgehend korrekt war, aber dafür zahlreiche Profis, die mit großer Regelmäßigkeit daneben lagen.
Dreman (1979) untersuchte die Performance von Empfehlungen der Finanz-Profis seit 1926 und stellt fest, dass diese in 77% der Fälle ein schlechteres Ergebnis lieferten als der Markt.
Fazit
Private Selbstanleger diversifizieren meist zu wenig und nicht richtig. Das kostet Rendite und lässt sie unnötige Risiken eingehen.
Wer viel handelt, erzielt meist ein schlechteres Ergebnis.
Freunde und Kollegen wissen es auch nicht besser. Im Gegenteil: die Mehrheitsmeinung, die Konsensmeinung, ist eher selten ein guter Ratgeber.
Natürlich handelt es sich auch hier jeweils um eine Durchschnittsbetrachtung. Auch unter den Privatanlegern dürfte es einige geben, denen es in den untersuchten Zeiträumen gelungen ist, auch nach Kosten ein überdurchschnittliches Ergebnis zu erzielen, sprich, die den Markt geschlagen haben. Die Frage ist nur, ob dieses Ergebnis systematisch erzielt wurde, oder rein zufällig war. Da das Streben nach überdurchschnittlichen Renditen grundsätzlich ein Nullsummenspiel ist (jedem Verkäufer steht ein Käufer gegenüber, jeder Überrendite eine Minderrendite), sollten in jedem Jahr 50% aller Anleger ein Überdurchschnittliches und 50% aller Anleger ein unterdurchschnittliches Anlageergebnis erzielt haben. Über fünf Jahre betrachtet dürfte es nur ca. 3% (½ hoch 5 = 1/32) aller Anleger gelungen sein, in jedem Jahr ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielt zu haben (vor Kosten!). Wenn man nun noch die Kosten berücksichtigt und annimmt, dass nach Kosten nur jährlich 25% den Markt schlagen, liegt die Wahrscheinlichkeit über fünf Jahre den Markt zu schlagen bei lediglich 1 Promille, einer von 1000 (1/4 hoch 5 = 1/1024). Die Wahrscheinlichkeit den Markt zu schlagen ist somit bereits nach fünf Jahren nahe Null.
Nun könnte man auf die Idee kommen, sein Geld Experten anzuvertrauen, damit diese für einen die überdurchschnittliche Rendite erzielen. In der Presse kann man immer wieder von außerordentlichen Anlageerfolgen einzelner Finanzprofis lesen. Leider ist auch dies ein Irrweg, zudem ein recht teurer, wie zahlreiche Studien zeigen, die wir im nächsten Kapitel vorstellen.
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Literaturhinweise
Anderson, A., 2007, All Guts, No Glory: Trading and Diversification among Online Investors, Article first published online: 10 APR 2007, DOI:10.1111/j.1468-036X.2007.00368.x; European Financial Management, Volume 13, Issue 3, pages 448–471, June 2007.
Barber, B., Lee, Y., Liu,Y., Odean, T., 2004, Do individual day traders make money? Evidence from Taiwan - University of California, Berkeley, working paper
Barber, B., Odean, T., 2000, Trading is hazardous to your Wealth: The common Stock Investment Performance of individual Investors, The Journal of Finance.
Barber, B., Odean, T., 2000, Too many Cooks spoil the Profits: Investment Club Performance, Financial Analysts Journal.
Dreman, D., 1979, Contrarian Investment Strategies - The Psychology of Stock Market Success,
New York.
Glaser, M., Weber, M., 2007, in Weber, M., 2007, Genial einfach investieren, Campus Verlag, S. 47ff.
Graham, J. R., Harvey, C. R., 1996, Market Timing Ability and Volatility Implied in Investment Newsletters' Asset Allocation Recommendations, Journal of Financial Economics 42, 397-421.
Metrick, A., 1999, Performance Evaluation with Transactions Data: The Stock Selection of Investment Newsletters, Journal of Finance, American Finance Association, vol. 54(5), pages 1743-1775, October.
Weber, M., 2007, Genial einfach investieren, Campus Verlag, S.17.